Stories

3
Apr
2012

Neuseeland (2)

"...the Cathay Pacific flight number one o six from Hong Kong to Auckland, has just arrived..."

Ich war da. Wieder ganz allein, wie schon immer in meinem Leben. Nichts neues.

Ich wollte unbedingt einen Kaffee also ging ich rüber zu einem Stand in Flughafen und verlangte danach

"coffee please!"

"Sorry?"

"Coffee please"

"Sorry we have no Coffee"

"What? You guys have no coffee to serve?"

"No sir"

"Awsome! You gotta be kidding me, are you serious? Do you have ANY sort of hot drink available or should i gather my things and go?" Ich lachte und die Frau lachte mit.

"What about Tea?"

"Whatever you think is the right stuff to cheer up a lonely and tired guy" Sie fing nun an richtig zu lachen und sie sah dabei gut aus.

"Come on, drink Black tea, give it a try!"

"What are you waiting for? go for it!"

Ich trank den Tee und verabschiedete mich von der Dame. Ich bekam lust auf körpernähe aber dafür war die Zeit noch nicht reif. Wie schon so oft musste ich mir jetzt schon darüber Gedanken machen wo ich denn schlafen könnte.


Ich ging raus, das Wetter war gut nur etwas Windig. Für einen Moment dachte ich ich ruf den Freund meines Vaters an um Rat zu fragen aber diese Option habe ich schnell wieder gestrichen. Von dem was ich über Neuseeland gelesen hatte, wusste ich dass Auckland eine sehr saubere und wohlhabende Stadt seien musste. Das war schon schlecht, zu saubere Städte asoziierte ich mit Reichtum, Dekadenz, Arroganz und dumpfe Konservatismus und ein Vagabund hatte es in solchen Städten immer schwer sich durchzuschlagen. Ein Arbeiterstadt war mir lieber. Frankfurt war gut, die hatten von beidem etwas, sowohl Reichtum als auch Elend, Berlin hatte noch ein bisschen mehr Elend zu bieten, München war nur schön, mit den Menschen kam ich nie klar, diese abgehobene, altertümliche, dämlich idyllische Bayernseele war mir nie geheuer. Für mich waren das immer ein Haufen Bauern die reicht geworden waren.

Ich nahm mir vor erst mal in die Stadt zu fahren um was zu essen und vielleicht ein Wodka7 auf Eis hinterher zu schieben.

"To downtown please" der Fahrer schaute mich ganz komisch an, sagte aber nichts. Ich sprach mit US Akzent und mir fiel auf dass das wort Downtown in diesem Zusammenhang dort wohl nicht ganz geläufig war. Egal er verstand mich und brachte mich in die Stadtmitte. Ich fand einen Laden der hiess "Hot peppers". Die Einrichtung schien mexikanisch zu sein und die Gäste sprachen durcheinander und in verschiedenen Sprachen. Ich hörte Serbo-koratisch, griechisch, englisch, indisch....

Ich bestellte ein Wodka auf Eis und ein Seven Up weil ich mir sicher war der Barkeeper würde niemals was mit dem Begriff "Wodka7" anfangen können.


John Weatherspoon sah aus wie ein Cowboy und war der einzige blonde in dem Laden. Er war 55 Jahre alt, 192 cm gross mit ziemlich breiten Schultern.

Mittlerweile war ich schon 2 Stunden in dem Laden und hatte einige Drinks drin. John kam nach mir, stand aber jetzt schon seit einer Stunde am Bar und unterhielt sich mit dem Barkeeper. Er trank nur australisches Bier. Fosters. Eine widerliche Brühe eigentlich.

Dieser John Weatherspoon sollte für mich über die nächten 10 Monate, sowas wie ein..wenn nicht Vaterfigur aber zumindest ein sehr guter Freund werden.

Koru - I Believe

2
Apr
2012

Kleine Lehren

Es gab in der Zeit als ich auf der Strasse und in den Filialen der Banken übernachtete, zwischen durch auch Zeiten in denen ich über ein paar Wochen auch mal ein Dach über den Kopf hatte. Irgendwie geriet ich an einem sehr hübschen, dunkelhaarigen, Mädchen von 20 Jahren. Sie wirkte ziemlich Reif, sehr scheu, sehr intelligent was ich an ihren wenigen sarkastischen und ironischen Sätze und Seitenhiebe feststellte die sie ab und an an mich richtete. Diese junge Frau lebte allein in ihrer Wohnung. Ich lernte sie kennen in der Kneipe in der ich arbeitete und in der sie ab un an als Gast auftauchte.

Irgendwann ging ich wohl in besoffenem Zustand zu ihr nach hause und von da an entstand zwischen uns eine ganz besondere und wortkarge Beziehung über 2 Wochen. Sie akzeptierte mich einfach als Zimmergenossen. Sie gab mir eine Schlüssel, ich kam und ging wann ich wollte, es interessierte sie gar nicht. Für mich jedoch war sie wie ein Engel mitten im harten Winter. Sie nahm mich auf und dafür wollte sie nichts zurück, vielleicht nur ein bisschen körperlicher Nähe wenn ich mal da war. Ich kam meistens sehr spät, 4 Uhr Morgens, 6 Uhr Morgens... ich stellte fest dass ich nicht mehr mit anderen Frauen schlief, ich ging direkt "nach Hause", legte mich zu ihr ins Bett, zog ihren Slip aus und tat das wonach es mir war. Mal war ich besoffen und legte ein ziemlich humorloses Program hin, mal kam ich früher Heim, schaute mit ihr Fern, kochte mit ihr zusammen das Essen, trank mit ihr Wein und befriedigte sie über Stunden und bis in den Morgengrauen... noch immer war es eine sehr wortkarge Beziehung. Sie schickte mich nie weg, sie hat mir nie was abgeschlagen, nie mir was vorenthalten. An den Nächten an denen ich spät nach Hause kam und ihren Körper ziemlich humorlos in Anspruch nahm, fühlte ich mich an dem nächsten Tag dermassen schlecht, dermassen Dreckig dass ich immer versuchte es wieder grade zu biegen. Sie verstand es wie keine zweite, mir Dinge zu verstehen zu geben ohne mich anzusprechen, was für ihr Alter sehr erstaunlich war. An solchen Nächten stand sie, nach dem ich mit dem Job fertig war ziemlich teilnahmslos auf, ging zur Toilette und entledigte sich meines Spermas, kam zurück und lag sich wieder hin, an den Nächten hingegen an denen ich mir Zeit nahm, es ihr recht tat und sie Gefallen daran fand, ging sie danach nie auf die Toilette, sie behielt das Sperma in ihrer Scheide und schlief zufrieden neben mir ein und gab mir damit einiges zu verstehen.

Irgendwann lernte ich eine andere Frau in der selben Kneipe kennen und verabschiedete mich von diesem Engel. Sie nahm es gelassen hin, nahm mir die Wohnungsschlüssel wieder ab, verabschiedete sich mit einem Handschlag wie unter Männern und wünschte mir alles gute.

"Lass dich mal wieder blicken wenn es dir danach ist"
"'Tu ich. Danke für alles".

Sie lächelte mich an und dann war ich weg.

Jose Luis Encinas - Noche En El Sur

1
Apr
2012

Edmund Avanesian

Wir spielten auf der Strasse fussball und rannten hintereinander her durch den teilruinen der noch nicht fertiggebauten Häusern. Im Kriegszeiten dauerten solche Bauten teilweise 7-8 Jahre bis sie fertiggestellt wurden. Einmal fehlte es an Zement, dann an Eisen, dann an Steinen oder auch an Kabeln. Das Metalgerüst war schon verrostet weil schon schon seit 2 Jahren nicht mehr mit der Arbeit vorranging. Sonne, Luft und Regen hatten die Oxidation beschleunigt. Die Ambiente war jämmerlich und trostlos, es war ein Neubaugegend im Nordosten Teherans wo die ersten anfingen auf den Hügeln ihre Häuser zu bauen.

Die Sonne schien unerbittlich und einige Jungs aus der Nachbarstrasse fanden sich zu uns um mit uns ein bischen Fussball zu spielen und hinterm Ball her zu rennen. Sie liessen mich und Edmund aber nach ner Weile wieder allein.

Ich war 9 Jahre alt und Edmund war 10. Er war ein iraner armenischer Abstammung und somit ein Christ. Die Eltern schotteten sich weitestgehend ab und hatten kaum Kontakt mit den wenigen Nachbaren. Ich und Edmund waren aber gute Freunde. Wir beide waren noch nicht mit Religion infiziert. Sie hatte uns noch nicht auseinander getrieben. Wir waren noch rein.

An dem besagten Tag hatte ich von meinem Vater die Anweisung bekommen um Punkt 12 zuhause zu sein weil ab Mittag die Sonne immer fürchterlich wütete und bis um 15 Uhr nicht mal ein Hund sich traute den Platz im Schatten zu verlassen.

"Edmund ich muss nach hause sonst schimpft mein Vater"

"Ok, kommst du um 4 wieder raus um Fussball zu spielen? Bis dahin wirds auch wieder kühler"

"ja, ich versuch zu kommen. Ich hoffe mein Vater erlaubts mir.."

Ich sagte das und lief richtung unserer Wohnung in der parallelstrasse. Ich hörte wie Edmund -nun allein- den Ball an die Wand schoss und auf den Abpraller wartete damit er wieder gegentreten konnte. Die Wand war nun sein Mitspieler. Ich lief immernoch.

Kurz vor der Haustür, begann die rote Sirene stadtweit zu erklingen. Ein Zeichen der irakischen Luftangriffen. Mein Vater stand schon an der Tür und winkte mich rein, er hatte noch die Tür nicht hinter uns zugemacht als etwas gigantisches uns beide zur Boden warf. Es war so heftig dass ich erstmal für ein paar Sekunden nichts hörte, dann nur grausames geklingel in den Ohren und dann kam Blut aus meiner Nase. Mein Vater schmiss sich auf mich und nochmal war so ein Geräuch zu hören. Der Putz fiel von den Wänden und alle Scheiben gingen in die Brüche wobei sie durch den Knall wie Granatensplitter in der Luft rumwirbelten und die gegenüber stehende Wand förmlich durchsiebten. Im Garten hatten wir einige Bäume. In den Bäumen steckten die Scheibensplitter haufenweise drin. Wenn wir gestanden hätten wären wir durchsiebt wurden. Wir lagen noch am Boden.

Edmund war noch am Fussballspielen als die Bomben fielen. Er hatte die Sirene gehört und war zum Haus gelaufen. Die Haustür aber wurde zuspät aufgemacht, Edmund klingelte und klingelte und die Bombe traf unglücklicherweise in der selben Strasse wo Edmund wohnte. 60 Bombensplitter durchsiebten seinen kleinen, unschuldigen Körper. Hätte der Vater die Wohnungstür 10 Sekunden früher aufgemacht wäre Edmund heute 42 Jahre Alt. Der Vater baute die Wohnung nicht zu Ende. Er nahm seine Frau und die kleine Tochter und wanderte aus nach Amerika. Vor 4 Jahren hörte ich dass sie mittlerweile in der Heimat ihrer Vorfahren in Armenien leben.

Saltilo - A Necessary End

Neuseeland 1

Ich hatte mich an der University of Auckland beworben und bekam wie durch ein Wunder für den Studiengang Geologie eine Zulassung.

Ein alter Freund meines Vaters lebte seit 30 Jahren in Perth/Australien und er versprach erstmal die Universitätskosten zu übernehmen bis ich dort Fuss gefasst habe. Ich war sehr Jung aber ich kannte diese Situation nicht dass mir jemand unter den Armen greifen wollte und ich fühlte mich auch nicht gut dabei. Ich rief den Typen in Australien an und erklärte dass ich unmöglich in seiner Schuld stehen könne, weil ich mir absolut nicht sicher wäre wann und ob ich überhaupt das Geld zurück zahlen könnte. Das wäre für mich eine riesen Belastung. Ich sagte ihm dass ich mit den Gedanken spielen würde, die ganze Sache selbstständig durch zu ziehen. Ohne Hilfe. Er hat ein bisschen so getan als wäre es eine Ehre mir helfen zu können weil er doch meinen Vater so gut kennen würde und bla bla... an seinem Ton merkte ich aber dass er garnicht so Traurig war dass er mir nicht helfen musste. Er liess seine Telefonnummer und bat mich ihn zu kontaktieren und zwar egal wann und warum auch immer. Ich nahm die Nummer an.

Ich arbeitete in dem VW Werk in Wolfsburg als Werksstudent obwohl ich nie eine Vorlesung besuchte. Ich hatte mich nach meinem Abitur lediglich in Bremen eingeschrieben nur damit ich besser an Jobs rankommen und Geld verdienen konnte. Die Arbeit im VW Werk Wolfsburg war ein Traumjob. 25 Mark Netto pro Stunde. Nachtschichten wurden mit 35 Mark die Stunde vergütet und wenn du an den Feiertagen im Lager arbeitetest und dazu noch Abends und Nachts dann kam man teilweise auf 60 bis 65 Mark die Stunde. In den 2 Sommerferien die ich dort voll gearbeitet hatte verdiente ich 13 000 Mark abgesehen von der Zeit während der Semester, in der ich 22 Stunden in der Woche arbeitete und noch immer auf 3300 Mark im Monat kam. Als ich meinen Studentenvisum abholte und mich so langsam richtung Neuseeland machen wollte, hatte ich 15 000 Mark gespart und das war damals eine Menge Geld. In Neuseeland konnte man damals für die Gesamtstudienzeit im vorraus zahlen oder man bezahlte jährlich. Ich hatte eine Zulassung für Geologie und musste mit allem drum und dran ca. 5000 NZ $ pro Jahr zahlen damit ich anfangen konnte zu studieren.

Meine Mutter war immer dagegen, sie meinte es wäre so schon schwer zu ertragen dass ich in Deutschland lebte, aber Neuseeland kam ihr verdammt weit weg vor und sie hatte Angst mich nicht mehr sehen zu können. Neuseeland war ja auch ein kleines Fläckchen was Gefahr lief unten aus der Karte zu fallen.


Ich flog mit KLM erst nach Hong Kong und von da mit Cathay Pacific nach Auckland. Hong Kongs Flughafen ist einfach von der Lage der schönste auf der ganzen Welt. Direkt eingebettet zwischen dem Meer, den Wolkenkratzern und den Bergen. Die Landebahn ist verdammt kurz und er stellt jeden noch so versierten Piloten vor einer grossen Herausforderung und gleichzeitig bekam es der Passagier der diese Umstände noch nicht kannte sofort mit der Angst zutun sobald er von oben die kurze Landebahn erblickte die dann direkt am Meer endete.

Digby Jones - Pina Colada

31
Mrz
2012

Kaiserstrasse

Ich hatte mittlerweile in Frankfurt Fuss gefasst und kam sehr gut zurecht.

Ich arbeitete nicht mehr auf dem Bau. Ich war Cocktailmixer und Barkeeper. Es lief gut, ich verdiente gut und konnte mittlerweile auch wieder studieren. Zufällig traf ich einen Kubaner auf dem Campus und er brachte mir bei wie man Cocktails mixt. Hinterher fand ich heraus dass der Kerl -obwohl noch jung- ein sehr bekannter Mixer der Stadt war und deshalb schon garnicht mehr studierte sondern dabei war seinen eigenen Cocktailladen aufzumachen. Kein schlechter Lehrer dachte ich mir.

Ich strotzte nur so vor Selbstbewusstsein, Ich hatte alles auf die Reihe bekommen, meine Scheine machte ich Regelmässig obwohl ich fast jeden Abend bis in den Morgenstunden in verschiedenen Bars arbeitete und selbst danach noch unterwegs war.

Ich hatte ziemlich schnell die Kaiserstrasse entdeckt. Die Strasse der Nutten, Spieler, Drogendealer ,Fixer und ängstliche Polizisten. Eines Tages hab ich mich dazu entschieden Hütchen zu spielen, ein Spiel was von den Jugoslawen und Albanern dominiert wurde. Einmal setzte ich 50 Mark auf ein Hütchen weil ich mir verdammt sicher war die Kugel unter dem Hütchen gesehen zu haben, war nichts, ein Trick. Der Jugoslawe hatte meinen 50 Markschein noch in der Hand und wedelte damit. Ich schaute ihn an, grapschte danach und riss ihm den Schein aus seiner Hand und fing an zu laufen als gäbe es keinen Morgen mehr. 2 von Ihnen verfolgten mich ungefähr 100 Meter, aber sie waren jämmerliche Läufer, ich konnte sie mühelos abhängen weil ich stabiler und schneller war, ich spielte Basketball und American Football und das nicht mal so schlecht. Sie hatten Angst mich bis zum Bahnhof zu verfolgen weil dort regelmässig die Polizei patrollierte.

Zum ersten mal in Frankfurt war meine Naivität kurz davor mir grosse Probleme zu bereiten wenn mir da die Physis der Beine nicht zur Hilfe geeilt wäre.

Ich studierte, keepte Bars und besuchte Nutten. Meine Beine wurden noch stärker durch das ganze Treppensteigen in den Nuttenhäusern. Ich bemerkte dass ich einen übermässigen Spass an Sex entwickelte.

Entweder ging ich nach der Arbeit zu den Frauen die ich in Bar kennengelernt hatte, oder ich ging und übte Treppensteigen. Mädchen und Frauen aus Argentinien, Libanon, Kolumbien, China, Brasilien, Phillipinen, Thailand... die Auswahl war gross.

"Komm Baby.."

"Du hälst mich nicht aus" sagte ich einmal frech und die kleine hübsche aus den Philipinen fing an sich krumzulachen. Sie hatte wohl mehr gesehen als ich mir vorstellen konnte. Ich ging rein und konnte mich davon überzeugen dass sie nicht nur mich locker aushalten konnte, sie wäre in der Lage ein paar grösseres Kaliber auch noch über sich ergehen zu lassen ohne mit der Wimper zu zucken. Das waren Profis und ich war noch ein Rookie. Das änderte sich aber, ich wurde immer besser und mittlerweile die Brasilianerinen und Kolumbianerinen des Hauses freuten sich auf mich. Ich kannte Männer die trauten sich nie an die Kolumbianerinen ran weil sie dachten sie würden von Ihnen belächelt werden. Einmal traf ich auf eine verhältnismässig ältere Frau die vielleicht 40 war. Sie wedelte nicht mit den Beinen und zog niemanden zu sich rein. Das reizte mich. Ich ging rein und setzte mich auf ihr Bett. Sie fing an sich auszuziehen ohne einen einzigen Blick auf mich zu werfen. Ich war zu, hatte einige Wodka 7 drin und fühlte mich gut. Ich hatte in der Bar sehr viel Lounge und Jazz aufgelegt und hatte spass mit mir selbst und mit meiner Laune. Meine Taschen waren voll von Geld. Ich kam aus dem Laden nicht raus ohne mindestens 100-150 Mark Trinkgeld gemacht zu haben.

"Zieh dich wieder an"

"Bist du ein Kranker?"

"Nein, zieh dich einfach wieder an" Das sagte ich und machte ihr klar dass das finanzielle klargehen würde. Diese Frauen hatten es am Tag mit verschiedensten Arten von Kranken Männern zutun und waren sensibilisiert. Hätte sie einmal angefangen zu schreien oder die Zuhälter zu rufen dann hätte ich dieses mal nicht die freie Bahn zum Bahnhof (wie damals beim Hüttchen spielen) und müsste mich der Schlägerei stellen und obwohl ich physisch stabil war, hätte ich da keine Chance. Ich hatte die Mutanten mal bei der Arbeit erlebt. Allein die Tatsache dass die Polizei jeden einzelnen von diesen Zuhältern kannte aber nichts gegen sie ausrichten konnte, war ein Grund ein wenig nachzudenken bevor man den Helden spielte.

"Hier, hier sind 50 Mark. Oder sag du mir, wieviel ist denn ein Gespräch mit dir wert?"

"Gehe mir aber nicht auf die Nerven. 50 sind genug. Was willst du?"

"Komm, setz dich hierhin" und schlug mit der rechten Hand aufs Bett als Zeichen der Einladung"

Sie kam zu mir, setzte sich und schaute mich mit ihren hübschen aber schmerzvollen Augen an und grinste.

"Wo kommst du her?"

"Argentinien"

" Wieso hast du mich so traurig angeschaut? Magst du die Sache hier nicht?"

"Nein aber ist egal jetzt, ich weiss nicht bist du sicher dass du kein Sex willst?"


Ich sah auf ihren kleinen Tisch eine CD worauf "Tango Argentino" zu lesen war.


"Tanz Tango mit mir!"

Sie dachte ich bin auch nur ein bekloppter Idiot wie die anderen. Womöglich war ich es auch aber ich fühlte mich nicht als ein Idiot. Mir war die Sache ernst. Ich fühlte dass ich -warum auch immer- grosse Probleme hätte grade mit ihr Sex zu haben, weil ich das Gefühl hatte dass sie für den Job den sie machte zu intelligent war. Sie machte es ohne Eigenwerbung und ohne schlampigen Gesten. Sie lud anders als die anderen Frauen niemanden zu sich ins Zimmer ein.


"Du weisst was mit dir passiert wenn du mich verarschen willst"

"Dein Geld ist da auf dem Tisch. Nimm es und stecks in deiner Tasche. Bezahlt habe ich ja, also bring nun Leistung jetzt. Tanz Tango. Kannst du das überhaupt?"


Ich konnte zwar Salsa aber es gab einen grossen Unterschied zwischen Tango und Salsa. Ich stand auf, und macht eine stolze Geste was eigentlich jeder drauf haben müsste der einmal ein Tangotänzer im Fernseher beobachtet hatte.


"Kannst du Tango tanzen?"

"Nein, aber du bringst es mir bei. Ich bin talentiert, ich lern schnell"

Sie stand auf, ihr Bademantel den sie angezogen hatte ging auf und sie war drunter splitter nackt. Sie legte die CD rein und kam langsam zu mir während sie den Kopf schüttelte, sie dachte wohl was ist dass nur für ein Idiot mit dem sie sich um die Uhrzeit abgeben musste.


Die stolze Musik fing an zu spielen, sie führte mich langsam und sehr bedächtigt, sie war der Mann und ich die Frau, sie war Dominant und ich musste mich hingeben, sie tat es sehr gut, ich lernte tatsächlich schnell und nach 5 Minuten waren meine Aktionen sehr koordiniert. Ich übernahm die Führung und rückte die Verhältnisse zurecht. Ich war nun der Mann und sie die Frau. Nach 10 Minuten hörte ich auf. Sie war begeistert. Sie verlor ihr Hemmung und den letzten rest von Misstrauen mir gegenüber. Ich bedankte mich und wollte sie verlassen als sie mich festhielt und umdrehte. Sie hatte die 50 Mark in der Hand.

"Hier, nimm den Schein"

"Nein ich hätte die Zeit mit dir auf jeden Fall bezahlt. Ich wollte Tanzen aber das ist deine Arbeitszeit, andere wollen vielleicht Sex aber ich bekam was ich wollte. Ich bin ein zufriedener Kunde" Ich sagte das und lächelte sie an, sie stand vor mir und fing an an mir rum zu spielen.

"Nein, die 50 Mark nehme ich dann wenn du mit mir Sex hast. Wenn nicht dann nimm dein Schein und gehe und komm nicht auf die Idee wieder zu kommen"

Einmal mehr hatte ich in der vermeintlich unterste moralische Schublade der Gesellschaft einen Menschen getroffen der mit Sicherheit um längen moralischer, feiner und menschlicher war als all die abgefuckten Krawattenträger die man am Tag, nicht weit von Rotlichtviertel aus dem silbernen Hochhaus der Dresdner Bank herausspazieren sah.

Ich drehte mich um und ging hinaus und zog die Tür hinter mir zu. Eine Etage tiefer fiel mir eine hübsche Brasilianerin auf die, ihre sehr ansehnlichen Beine übereinander geschlagen hatte und mit dem rechten Fuss wippte. Sie lächelte und lud mich ein. Ich ging rein und verpulverte den Rest meines Geldes. Dieses mal für das wofür ich ursprünglich dorthin gegangen war.

Astor Piazzolla - Milonga Del Angel

Memoire du sud

Ich kam grade in Bastia an. Die grösste Stadt auf der französischen Insel Korsika und die Hauptstadt des Nördlichen Präfektorats. Es war heiss, und die 2 Stunden auf dem Deck der Fähre hatten mein Geischt völlig verbrannt.

Ich stieg aus, und spazierte richtung Stadtmitte. Sie ist in Bastia unweit des Hafens. Ich setzte mich auf der Terasse eines Cafes unter einer Palme und bestellte ein Kaffee. Es dauerte keine 30 Sekunden und schon merkte ich dass es bei dieser Hitze keine kluge Entscheidung war. Ich nahm die Bestellung zurück und bestellte Martini auf Eis. Ich war angekommen und hatte nun ein Drink der zu den Temperaturen passte. Es waren 40 Grad im Schatten und der Cirocco aus Afrika war grade dabei Korsikas Wälder niederzubrennen. Mittlerweile war ich von Martini auf Gin Limette umgestiegen und hatte insgesammt 5 Drinks drin. Es ging mir gut, das einzig Beklagenswerte war dass die Stadt völlig leer war. Die Korsen wussten wohl warum, nur ich nicht.

Ich schlug die Zeitung auf und sah eine Anzeige des Spiels zwischen SC Bastia und Paris saint Germain. Das wollte ich schon immer tun, ein Fussballspiel des Ligue 1 auf Korsika anzuschauen. Bastia war die einzige ersteklassige Mannschaft auf Korsika, die andere Mannschaft aus Ajaccio spielte in der zweiten französischen Liga. Mittlerweilse ist spielt auch Bastia in der zweiten.

Ich ging ins Stadion und feuerte Bastia an. Die Korsen können Hautpstadtteams nicht leiden. Generell sind die Korsen sehr misstrauische und ernst drein schauende Menschen. Bastia kam aber über ein 1-1 gegen Paris nicht hinaus und konnte froh sein nicht verloren zu haben. Ich wusste noch immer nicht wo ich schlafen sollte. Genug Geld hatte ich bei mir und die Visa Karte war auch vorhanden, trotzdem hatte ich das Problem noch nicht gelöst. Es wurde langsam dunkel und ich unternahm den ersten ernsthafen Versuch eine Bleibe zu finden. Es gab da eine Strasse -so sagte mir ein Passant- da würden Privatpersonen Zimmervergeben und zwar zu sehr günstigen Preisen. Ich ging zu der besagten Strasse und lief die Strasse entlang. Einige Köpfe schauten aus dem Fenser heraus und es dauerte nicht lange bis ich den ersten Angebot bekam. Ich nahm sofort an weil ich müde und besoffen war. Es war ein kleines Zimmer aber mir reichte es völlig. Ein Bett, Handtücher, Badetücher, Waschbecken und eine Toilette draussen. Es passte. Der Vermieter war ein 30 jähriger Halbkorse. Sein Vater war Engländer und er hatte wohl vor 30 Jahren eine Nummer mit einer hübschen Korsin geschoben und er war das Produkt dieser 20 Minütigen Vergnügung des Britischen Urlaubers. Er sprach perfekt Englisch mit französischem Akzent. Das war mir Recht. Mein Französisch war gut, aber Englisch war mein Ding. Ich lud ihn ein auf mein Zimmer, ging runter zum Spirituosenladen und kaufte eine Flasche Gin. Als ich kam stand er da am Fenster und schaute Richtung Hafen. Mittlerweil war es Dunkel und die Stadt sah fantastisch aus. Das Zimmer war etwas höher gelegen und man hatte einen märchenhaften Blick auf Hafen und der Stadt. Ein leichter angenehmer Wind wehte mittlerweile und sorgte für Erfrischung. Ich setzte mich aufs Bett und er auf dem Stuhl. Ich goss uns beiden die Glässer halbvoll und entschuldigte mich dafür dass wir es halt pur trinken mussten. Cheers! Wir tranken und tranken und unsere Gespräche wurden immer heftiger und Hemmungsloser. Irgendwann sagte ich ihm -ohne einen bestimmten Grund- dass ich die Briten nie so richtig gemocht habe und dachte mir nichts dabei.

"I am british!"

"No you are Corsican but to be honest i couldnt care less about what you are. Another one?" und goss weitere zwei Gläser voll mit Gin.

"Hey motherfucker, i said i am british. You are not gonna badmouth the brits once again or i will rip your ass off, right now, right here"

Die Sache wurde scheinbar ernst. Mit sowas hatte ich immer pech. Ich spendierte Alkohol, und war ehrlich und nun hatte ich mitten in Korsika in meinem Zimmer einen Typen da gegenüber sitzen der zufälligerweise eher ein Brite war als ein Korse und sich nichts daraus machte dass der verdammte britische Vater ihn und seine Mutter in den Arsch getreten und verlassen hatte.


Es war aber irreversibel. Ich mochte die Briten nunmal nicht und ich war Holzköpfig genug um die Herrausforderung anzunehmen.

"Well dude, i dont know what to say but its pretty simple, i dont like the british but you seem to be a decent guy, so you either take it easy and calm down or you get the fuck outta here. As simple as that" Und schon bekam ich den rechten Hacken aufs Kinn geschlagen der Mächtig war und mich völlig aus dem Rythmus brachte.

Ich trat gegen den Tisch und traf seine Knie. Das war das einzige was ich erstmal machen konnte. Sein Schlag war hart genug um mich für paar Sekunden durcheinander zu bringen. Aber ich fasste mich wieder, kam hoch und lief auf ihn zu. packte ihn mit der linken hand am T-Shirt und fing an, einige kurze Rechte anzubringen. Er war unbeeindruckt, duckte sich, packte mich an der Hüfte und schob mich wie ein Zug vor sich hin bis zum Waschbecken. Er war Bärenstark und ich konnte nichts gegen ihn tun obwohl ich selber schon ein muskulöser 100 Kilo Footballspieler war. Die Menschen die in der Nähe des Wassers wohnten -so war es mir auch früher aufgefallen- waren stark. Hafenarbeit und Fischfang härtete sie ab. Wie dem auch sei, während er mich durchs ganze Zimmer schob, schlug ich dauernd linke Hacken und rechte Uppercuts. Einer dieser Schläge brach ihm das Jochbein aber der Kerl liess nichts anmerken und knallte mich mit voller wucht gegen dem Waschbecken und drücke mein Kopf nach hinten so das auch der Spiegel in die brüche ging. Nun fing er auch noch an mit Fäusten zu arbeiten. Er schlug hard. Ich versuchte mitzumachen, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, ohne verteidigung. Gradeaus, immer drauf los, ich mit Rechts er mit Links (er war linkshänder) und alles Treffer, mittlerweile merkte ich garnicht mehr was ich tat, ich schlug nur noch zu nur um nicht kleinbei zu geben und merkte wie die heisse Suppe mir übers Gesicht lief sah gleichzeitig aber dass auch mein Gegner blutig wurde. Ich war noch am Schlagen als aufeinmal alle Lichter aus gingen.

Ich stand auf, es war Hell und Sonnig, alles ganz Beschaulich, der Hafen, die Seevögel... und keiner war mehr da. Mir tat alles weh, das Zimmer voller Blut und die halbleere Ginflasche stand noch auf dem Tisch. Er hatte wohl mitten in dem bestialischen Schlagabtausch einen lucky punch gelandet und mich ausgeknockt. Er hatte zumindest soviel klasse dass er dann von mir liess und einfach ging ohne auf meine Leiche weiter zu trampeln.

Der Urlaub auf Korsika hatte gut angefangen. Ich wusch meine Wunden, zog mir ein neues T-Shirt an und goss mir ein glass Gin ein. Es war mittlerweile 10 Uhr morgens.

Oceanlab - On A Good Day

30
Mrz
2012

Verdi e basta!

Bei ihr in der Wohnung sah es unheimlich aus. Für einen kurzen Moment dachte ich ich wäre in ein Film. Portraits die mit weissen, mit Farbe befleckten Tüchern bedeckt waren. Eine grosse Matratze mitten in der Wohnung, Tomaten und Orangen auf dem Boden. Die Wohnung ein einziger grosser Raum worin gemalt, gewohnt, geschlafen, gegessen und wohl auch irgendwo geschissen wurde.

Mein Kopf lag bei ihr auf dem Schoss, und sie spielte mit meinen Haaren. Besoffen gestekulierte ich mit der einen hand. Ich weiss dass ich, völlig besoffen, besser italienisch sprach als im nüchternen Zustand. Ich glaube das lag daran dass ich mich einen Scheiss drum kümmerte ob ich richtig oder falsch sprach, ich sprach einfach und die verstand mich und war begeistert. Diese Frau hätte alles mit mir machen können und ich hätte meine Verhältnisse viel Geduld aufgebracht um sie nicht zu kränken. Sie war die erste Frau die meine beschissene Situation verstand und nicht anfing eine philosophische Diskussion anzuzetteln um mir zu imponieren. Sie brachte mich zu der Matratze und ich liess mich nieder fallen und fing an zu lachen. Absolut ohne Grund.

Ich sah alles in Schatten und Rissen. Alles war schwarz, dunkelblau oder grau. Eine Ecke des Zimmers war durch den Mond völlig hell erleuchtet und zwar so stark dass es mich blendete. Irgendwie roch es dort nach Mandarinen und Rosen. Ich konnte einen angenehm trockenen Staubgeruch feststellen. Ich war besoffen aber ich konnte die Situation sehr gut erfassen, ich schaute zur Decke und hörte die nackten Füsse und Schritte auf dem Parkett die mal intensiver mal wieder stumpfer wurden. Sie kam und entfernte sich wieder.

"Magst du Verdi?" Fragte sie mich auf italienisch und ich liebte Verdi. Wenn Oper dann Verdi. Ich bejahte und sie legte eine alte Verdi Platte auf, so alt dass man die Plattennadel hören konnte. Eine alte Aufnahme. Ich kann die Glücksgefühle nicht beschreiben. Ich kam mit dem Kopf hoch um zu sehen wo die Platte stand und sah dass die Angela mir entgegen kam, eine Pracht! Sie hatte alles ausgezogen und hatte nur ein langes T-Shirt an. Wohlgeformte Beine, schöne Haut und Verdi sang und sang.. dieser Anblick plus Verdi und die besondere Lichtverhältnisse im dunklen Zimmer sorgten dafür dass ich Gänsehaut bekam. Ich merkte wie sie unter der Decke gekrochen kam, auf meine Brust klopfte und merkte dass ich noch ganz angezogen war. Mit Verdi im Hintergrund zog sie mich aus: das T-shirt, den Gürtel, die Blue Jeans, die hellbraunen Ledershuhe. Socken hatte ich keine angehabt.

Ich dachte es würde weiter gehen. Tat es aber nicht. Sie legte sich zu mir, deckte uns zu. Den Kopf legte sie auf meinerBrust und begann mich zu streicheln. Als ich hochschauen und aktiv werden wollte, drückte sie ihre Zeigefinger gegen die Lippen und sagte "sssss, Verdi!" Nach dem Motto, du musst dir keine Mühe machen, geniess einfach Giuseppe Verdi. Sie hatte recht. Eine Stunde lang fühlte ich mich wie im Himmel, ich lag im Dunkeln neben einer wunderschönen Frau und Verdi sorgte immer wieder für Gänsehaut. Der Mond verschwand hinter kleinen Wolken und kam schnell wieder hervor, das passierte einige Male bis ich irgendwann einschlief als er mal wieder hinter einer Wolke verschwand und das Zimmer absolut Schwarz wurde. Bevor ich einschlieff muss ich die grüne Standby Leuchte des Plattenspielers minutenlang angestarrt haben war denn das war das letzte woran ich mich erinnerte. Ich schlief wie Angela auch während Verdi noch lief. Am morgen als wir beide wach wurden, schliefen wir miteinander. Da war Verdi weg. Himmlich blieb es trotzdem. Ich blieb eine Woche in Firenze, sass mit ihr Abends im Cafe wenn sie arbeiten musste, trank mit ihr wein, und ging danach mit ihr ein Stockwerk höher zu ihrer Wohnung und wir hörten Verdi und Albinoni. Morgens wenn sie zur Uni ging, schlief ich aus, ging danach in die Stadt und liess es mir einfach gut gehen. Kein Stress, keine Eile, kein Weiterkommen.

Tomaso Albinoni - Adagio

29
Mrz
2012

Frankfurt Dornbusch

"Baahh, Herbert sag mal was hast du hier angerichtet?"

"Was denn? Trink was bis ich den Joint gedreht habe!"

"Mensch wer ist denn noch alles hier? Ich höre weibliche Stimmen. Unterhälst du neuerdings einen Puff?"

"Ach laber net, gehe rein die sind heiss, die kennst du vielleicht sogar"

Ich machte die Tür nur ein spalt auf, zwei hübsche Damen, völlig zu, besoffen, voll gekokst, splitter Nackt, lagen da auf dem Wasserbett und küssten sich gegenseitig. Das stimmte was Herbert sagte, ich kannte eine von den beiden. Sie hatte mal vor Wochen bei mir eine Pina Colada bestellt und am Ende ihre Telefonnummer dagelassen.

Ich kehrte um und hoffte dass sie mich nicht gesehen hatten. Vergeblich.

Grad die eine die mich kannte rief: "HALT! Komm her du Bastard du hübscher!"

Ich hatte kein Nerv dafür. Ich schloss trotzdem die Tür und kehrte zurück zum Wohnzimmer wo Herbert mittlerweile sein Joint rauchte und vor dem Fenster onanierte.

"Herbert, hör auf mit der Scheisse. Leg dich ins Bett. Welches Bett gehört dir eigentlich? Wieso verdammt nochmal holst du dir eine runter wenn du dort 2 Frauen auf dem Wasserbett rumliegen hast?"

"Hey hey, komm her, zieh mal dran"

"Leck mich am arsch, das kannst du vergessen aus deinen Wichsgriffel nehme ich nichts."

"Ok, wie du willst, da sind die Karten für den Schwanensee heute Abend, die wolltest du doch oder? da direkt da neben meiner Marke auf dem Fernseher. Nimm aber nicht beide, die andere habe ich Anna versprochen."

"Ok, danke. Hast du n Bier?"

"Ja, im Kühlschrank"

Er hatte eine Miles Davis CD aufgelegt und onanierte weiter.
Ich musste lachen.

"Herbert hast du eigentlich eine an der Waffel? Was stimmt denn mit dir nicht?"

"Ne, ich komm zu schnell!"

"WAS?"

"Ich komm zu schnell. Ich muss vorher mindestens 2 mal wichsen bis ich mal bei ner Frau 10 Minuten pumpen kann. Zum kotzen sag ich dir"

Herbert war ein Polizist.

28
Mrz
2012

Selbstisolation

Es gab glückliche Zeiten der Selbstisolation. Ich begnügte mich mit Vergnügen damit Football zu spielen, Gustav Mahlers Symphonien zu hören, ein bischen zu studieren und viel zu arbeiten. Als Barkeeper. Irgendwann fing ich dann an mir selbst mehr einzuschänken als den Gästen. Ich konnte mir dieses Verhalten wohl leisten weil ich viele beliebte Cocktails mixen konnte und die Rezepturen im Kopf hatte, die englischsprachigen Gäste gut bei Laune hielt und der Pub Besitzer konnte und wollte deshalb nicht auf mich verzichten.

Spät, als ich zwischen 3 und 4 uhr Morgens den Laden dicht machte, ging ich nie nach Hause. Ich ging in den Parks, ich ging in andere Bars die noch auf hatten und versoff regelmässig mein Trinkgeld was damals sehr beachtlich war. Ich schlief teilweise mit 3 Frauen innerhalb einer Nacht und manchmal wachte ich Morgens auf und wusste nicht bei wem ich war und fand meistens nur ein Zettel vor mit Telefonnummer und ähnlichem Bullshit. Manchmal fand ich aber auch gar nichts vor was mir die Frauen gleich sympatischer machte. Ich hatte eine kleine Studentenwohnung in der ich mich nicht sehr oft aufhielt. Ich schlief bei den Frauen die ich zuvor kennenlernte, in Telefonzellen, in Bars, in der Dresdner Bank. Ich began den Schmerz zu fühlen und damit umzugehen, ja ich gewöhnte mich sogar daran und wollte ihn nicht missen. Ich bekam pro Jahr immer ein mal die Grippe, in dem besagten Winter aber habe ich mich nicht einmal erkältet obwohl ich oft draussen im Freien oder eben auf kalten Teppichböden der Dresdner Bankfilialen schlief auch bei Temperaturen unter 5 Grad Minus. War ich abgehärtet? Ist es deshalb dass die Arztpraxen immer voller wohlernährter Menschen aus der mittleren und oberen Klassen der Gesellschaft sind, während dort fast nie ein Penner oder einer aus der Heilsarmee zu sehen ist?

Ich fing an das Alleinsein zu schätzen, ich arbeitete, studierte nicht richtig, trank viel, schlief überall nur nicht zuhaus, prügelte mich 5 oder 6 Mal innerhalb von 4 Monaten mit Amerikanern, Engländern, Iren, Deutsche, Türken, Marokkanern und hörte unaufhörlich Gustav Mahlers 5te. Vor allem der Trauermarsch hatte es mir angetan. Es gab Zeiten an denen ich in betrunkenem Zustand nach Hause kam, Astor Piazzollas CD auflegte, mir dabei einen Kaffee machte, mich auf dem Sofa hinschmiss und aus dem Fenster schaute bis es hell wurde und ich irgendwann einschlief ohne den Kaffee getrunken zu haben. Wenn es einen Gott geben sollte, müsste er ein geschmackloser Nichtsnutz sein, sollte er diesen Mann nicht in Frieden ruhen lassen.

Die Oberflächlichkeit der anderen fiel mir öfter und genauer auf. Wenn ich Zeit fand schrieb ich Geschichten.

Das wichtigste was ich jedoch aus der Zeit ausser Nehmerqualitäten und Durchhaltevermögen mitnahm war ein Verstand der an Schärfe gewonnen hatte und ein Blick der viel klarer und wacher war und ein Immunsystem das abgehärtet war.

Sobald sich der Mensch von der Gesellschaft geistig absondert, sich ganz in sich selbst zurückzieht, reisst ihm der Verstand die Brille von den Augen, die ihm alles viel zu lange in verzerrter Gestalt zeigte. Er fängt an die Dinge mit klarem Blick wahrzunehmen und begreift selbst nicht mehr, warum er das alles nicht schon viel früher erkennen konnte.

Astor Piazzolla - Oblivion

Graveyard upstairs

Ich ging hinauf auf mein Zimmer, eine Hundehütte von 15 qm. Siebenschläfer die sich in den hölzernen Querbalken des Zimmers rumtümmelten, eine Toilette, die so schmal war wie der Schüssel selbst, ich musste mich s noch schmaler machen um mich überhaupt auf dem Pott setzen zu können. Es war nicht zu fassen, ich konnte nicht mal bequem scheissen, geschweige denn bequem schlafen, vom bequem Leben ganz zu schweigen.

Ich zog in der Dunkelheit die Vorhänge vor einem Zornig aussehenden Himmel auf und legte mich ins Bett. Ich verstand nicht was mir und den anderen auf dieser Welt geschah. Waren die alle wirklich soviel Cleverer als ich? Sie fuhren Mercedes, brachten ihre Kinder zu Klavierunterricht, küsschen rechts, küsschen links..Papa holt dich dann ab Schatz..und wenn ich mich mit Ihnen unterhielt stellte ich fest dass sie imgrunde armleuchter waren, hatten nicht soviel Wissen, die Auffassungsgabe, Verstand und Standhaftigkeit wie der Dreck unter meinen Fingernägel und dennoch tümmelte ich mich in den Dreck während sie sich ihre niederträchtige, oberflächliche Idylle schafften, sich langbeinige Dior-Brillen tragende Frauen angelten die bereit waren für die finanzielle Sicherheit die sie vom Mann bekammen, sich selbst aufzugeben. Sie brauchten sich nur auf eines zu fokusieren: Dem Mann im Bett eine gute Nummer zu schenken um den Schlüssel zum "Saab" nicht zu verlieren. Konnte es sein dass ich etwas sehr essentielles nicht verstand? Konnte es sein dass all das was ich Wissen nannte, kompletter Unsinn war während es viel Nützlicher war einfach zu wissen wann man den richtigen Geschäftspartner um wieviel bescheissen musste um sich ein Treppchen höher zu arbeiten, sich vom Rest abzusetzen? Oder wie man ein Brot buk oder wie ein 8er Schluessel zu handhaben war? Ich war als Kind schon im Krieg gewesen, ich schaffte es mich allein als Kind in einem Fremden Land durchzuschlagen, ich war mit 22 mit allem fertig was Dostojewski, Tolstoi, Chekhov, Maupassant, Flaubert, Pushkin, Lermontov, Hemingway, balzac, zola...geschrieben hatten, ich kannte alle Sinfonien von Mahler, Brahms und Rahmaninov, Liszt,... ich wusste welcher Dirigent wo seine Stärken und Schwächen hatte, ich wusste alles über Solti, Mehta, Furtwängler, Abbado, Bernstein,...Oistrakh, Kogan... und all das brachte mich nicht weiter als bis in dieser Hundehütte in der ich hauste.

Ich spielte Basketball auf hohem Niveau, genauso sah es aus mit American Football, Fussball, Tischtennis.. ein Naturtalent aber während untalentiertere sich durch ihren ehergeiz irgendwie durchmogelten, schaute ich sie nur an, schmunzelte, schlug sie im direkten vergleich aber dann ging ich einfach weg, ich ging nach Hause. Irgendwas stimmte da nicht. Ob mit mir oder mit den anderen, das wusste ich nicht.


Im Bett versuchte ich mich zu fassen. Natürlich Vergeblich. Mein leben lief aus und ich wusste nicht welches Loch ich zuerst stopfen sollte, welches Loch ich überhaupt zu stopfen in der lage wäre?!

Genaugenommen wusste ich nicht mal wo diese Löcher waren. Wenn Dinge die einen wurmen keine bestimmten und konkreten Gestallten haben dann verbringt man ein grossteil des Lebens mit grübeln. Ich war kurz davor aber ich schlief nicht ein.

Völlige Dunkelheit, ich lag im Bett die Decke bis zum Kinn hochgezogen, fing an zu sprechen. Mittlerweile regnete es Unaufhörlich.

"Du Drecksack da oben, was bist du denn? Angeblich Allmächtig ja? dann hast du den Friedhof in meinem Kopf zu verantworten, dieses leise absterben. Seitdem man über dich spricht kenn ich von dir nur Forderungen. Jetzt will ich dich mal auf die Probe stellen. Komm runter du elender Bastard, wenn du jetzt hier wärst, würde ich dich in einzelteile zerlegen, ich würde dir zeigen was es heisst sich mit jemanden anzulegen der nichts zu verlieren hat, du hast eine Menge zu verlieren du Bastard. All diese Typen denen du den Wunsch nach Idylle und Sicherheit erfüllt hast, sind genauso Bastarde wie du selbst, sie haben auch viel zu verlieren. Sie kennen es nicht anders, sie sind es gewohnt zu siegen. Wenn ein geborener Sieger nie verliert lernt er nie wie er mit der ersten Niederlage umgehen soll. Wenn diese erste Niederlage zu spät kommt, fehlt ihm die Kraft sich wieder aufzurappeln. Ich bin diesen Wichsern überlegen, mein Leben besteht seit meiner Kindheit aus fallen und wiederaufstehen, ausgeknockt zu werden um blutig wieder hochzukommen und dem vermeintlichen Sieger ins Gesicht zu schmunzeln, soviel einzustecken und stehenbleiben bis er keine Kraft mehr hatte zuzuschlagen, wenn dein rechter Hacken kommt, kenn ich die Konsequenzen. Was aber wenn du und deine Sissies irgendwann auch irgendwann einen harten rechten Hacken zu spüren bekommt?. Diese selbstbewussten, arroganten, finanziel abgesicherten Kreaturen sind nur eine Scheidung, nur ein Jobverlust entfernt von der Gosse! Sie wuerden durchdrehen, die kaputte einst heile welt nicht mehr verstehen, sie wuerden mit den noch nicht abbezahlten hypothek des penthouses in dornbusch nicht mehr zurecht kommen. Der erste halbwegs heftige Wind des Lebens wirft sie um, sie gehen daran kaputt, betteln vor den Ämtern und den Häusern ihrer Ex-Frauen darum ihre Kinder mal sehen zu dürfen, sie radikalisieren sich und greifen zum Alkohol wenn sie den gutbezahlten Job verlieren...Ich aber, ich würde darüber lachen, ich würde wieder anfangen zu leben, eben anders zu leben, ich würde wieder meinen Rücksack mit Büchern vollstopfen und im Winter in Bankfilialen übernachten...ich stehe auf, diese Sissies nicht mehr..."
...
Es passierte nichts. Es kam keiner runter. Absolute Stille im Raum, nur das prasseln des Regens an die Fensterscheibe war zu hören. Irgendwann muss ich wohl dann eingeschlafen sein weil ich nicht mal mehr den Regen hörte.

Bliss - People Among Us

logo

South Of Zero

Suche

 

Recent Comments

Vine Burgunder
Oh ja. Den Burgunder Wein mag ich wirklich auch sehr...
Thomas (Gast) - 19. Dezember, 13:31
Burgunder Weine
Ich liebe Burgunder Weine und muss ehrlich gestehen...
Thomas (Gast) - 15. Dezember, 19:01
eindrucksvolle begegnung.
eindrucksvolle begegnung.
bonanzaMARGOT - 18. September, 14:27
Nicht "nur" aber zu allererst...
Nicht "nur" aber zu allererst ja. Zuerst muss dir die...
Moscowitz - 1. September, 20:46
Eine interessante Betrachtungsweise....
Eine interessante Betrachtungsweise. So tief bin ich...
Freni (Gast) - 1. September, 19:06
Du meinst also bei einem...
Du meinst also bei einem Wein kommt es wirklich nur...
Freni (Gast) - 1. September, 18:39
Den Spätburgunder -wie...
Den Spätburgunder -wie jede andere Rebsorte auch- kannst...
Moscowitz - 1. September, 14:01
Auch beim Schreiben sind...
Auch beim Schreiben sind die Menschen unterschiedlich...
Moscowitz - 1. September, 13:50

Blogs


Baseball
Daily
Politics
Stories
Vine
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren