31
Mrz
2012

Kaiserstrasse

Ich hatte mittlerweile in Frankfurt Fuss gefasst und kam sehr gut zurecht.

Ich arbeitete nicht mehr auf dem Bau. Ich war Cocktailmixer und Barkeeper. Es lief gut, ich verdiente gut und konnte mittlerweile auch wieder studieren. Zufällig traf ich einen Kubaner auf dem Campus und er brachte mir bei wie man Cocktails mixt. Hinterher fand ich heraus dass der Kerl -obwohl noch jung- ein sehr bekannter Mixer der Stadt war und deshalb schon garnicht mehr studierte sondern dabei war seinen eigenen Cocktailladen aufzumachen. Kein schlechter Lehrer dachte ich mir.

Ich strotzte nur so vor Selbstbewusstsein, Ich hatte alles auf die Reihe bekommen, meine Scheine machte ich Regelmässig obwohl ich fast jeden Abend bis in den Morgenstunden in verschiedenen Bars arbeitete und selbst danach noch unterwegs war.

Ich hatte ziemlich schnell die Kaiserstrasse entdeckt. Die Strasse der Nutten, Spieler, Drogendealer ,Fixer und ängstliche Polizisten. Eines Tages hab ich mich dazu entschieden Hütchen zu spielen, ein Spiel was von den Jugoslawen und Albanern dominiert wurde. Einmal setzte ich 50 Mark auf ein Hütchen weil ich mir verdammt sicher war die Kugel unter dem Hütchen gesehen zu haben, war nichts, ein Trick. Der Jugoslawe hatte meinen 50 Markschein noch in der Hand und wedelte damit. Ich schaute ihn an, grapschte danach und riss ihm den Schein aus seiner Hand und fing an zu laufen als gäbe es keinen Morgen mehr. 2 von Ihnen verfolgten mich ungefähr 100 Meter, aber sie waren jämmerliche Läufer, ich konnte sie mühelos abhängen weil ich stabiler und schneller war, ich spielte Basketball und American Football und das nicht mal so schlecht. Sie hatten Angst mich bis zum Bahnhof zu verfolgen weil dort regelmässig die Polizei patrollierte.

Zum ersten mal in Frankfurt war meine Naivität kurz davor mir grosse Probleme zu bereiten wenn mir da die Physis der Beine nicht zur Hilfe geeilt wäre.

Ich studierte, keepte Bars und besuchte Nutten. Meine Beine wurden noch stärker durch das ganze Treppensteigen in den Nuttenhäusern. Ich bemerkte dass ich einen übermässigen Spass an Sex entwickelte.

Entweder ging ich nach der Arbeit zu den Frauen die ich in Bar kennengelernt hatte, oder ich ging und übte Treppensteigen. Mädchen und Frauen aus Argentinien, Libanon, Kolumbien, China, Brasilien, Phillipinen, Thailand... die Auswahl war gross.

"Komm Baby.."

"Du hälst mich nicht aus" sagte ich einmal frech und die kleine hübsche aus den Philipinen fing an sich krumzulachen. Sie hatte wohl mehr gesehen als ich mir vorstellen konnte. Ich ging rein und konnte mich davon überzeugen dass sie nicht nur mich locker aushalten konnte, sie wäre in der Lage ein paar grösseres Kaliber auch noch über sich ergehen zu lassen ohne mit der Wimper zu zucken. Das waren Profis und ich war noch ein Rookie. Das änderte sich aber, ich wurde immer besser und mittlerweile die Brasilianerinen und Kolumbianerinen des Hauses freuten sich auf mich. Ich kannte Männer die trauten sich nie an die Kolumbianerinen ran weil sie dachten sie würden von Ihnen belächelt werden. Einmal traf ich auf eine verhältnismässig ältere Frau die vielleicht 40 war. Sie wedelte nicht mit den Beinen und zog niemanden zu sich rein. Das reizte mich. Ich ging rein und setzte mich auf ihr Bett. Sie fing an sich auszuziehen ohne einen einzigen Blick auf mich zu werfen. Ich war zu, hatte einige Wodka 7 drin und fühlte mich gut. Ich hatte in der Bar sehr viel Lounge und Jazz aufgelegt und hatte spass mit mir selbst und mit meiner Laune. Meine Taschen waren voll von Geld. Ich kam aus dem Laden nicht raus ohne mindestens 100-150 Mark Trinkgeld gemacht zu haben.

"Zieh dich wieder an"

"Bist du ein Kranker?"

"Nein, zieh dich einfach wieder an" Das sagte ich und machte ihr klar dass das finanzielle klargehen würde. Diese Frauen hatten es am Tag mit verschiedensten Arten von Kranken Männern zutun und waren sensibilisiert. Hätte sie einmal angefangen zu schreien oder die Zuhälter zu rufen dann hätte ich dieses mal nicht die freie Bahn zum Bahnhof (wie damals beim Hüttchen spielen) und müsste mich der Schlägerei stellen und obwohl ich physisch stabil war, hätte ich da keine Chance. Ich hatte die Mutanten mal bei der Arbeit erlebt. Allein die Tatsache dass die Polizei jeden einzelnen von diesen Zuhältern kannte aber nichts gegen sie ausrichten konnte, war ein Grund ein wenig nachzudenken bevor man den Helden spielte.

"Hier, hier sind 50 Mark. Oder sag du mir, wieviel ist denn ein Gespräch mit dir wert?"

"Gehe mir aber nicht auf die Nerven. 50 sind genug. Was willst du?"

"Komm, setz dich hierhin" und schlug mit der rechten Hand aufs Bett als Zeichen der Einladung"

Sie kam zu mir, setzte sich und schaute mich mit ihren hübschen aber schmerzvollen Augen an und grinste.

"Wo kommst du her?"

"Argentinien"

" Wieso hast du mich so traurig angeschaut? Magst du die Sache hier nicht?"

"Nein aber ist egal jetzt, ich weiss nicht bist du sicher dass du kein Sex willst?"


Ich sah auf ihren kleinen Tisch eine CD worauf "Tango Argentino" zu lesen war.


"Tanz Tango mit mir!"

Sie dachte ich bin auch nur ein bekloppter Idiot wie die anderen. Womöglich war ich es auch aber ich fühlte mich nicht als ein Idiot. Mir war die Sache ernst. Ich fühlte dass ich -warum auch immer- grosse Probleme hätte grade mit ihr Sex zu haben, weil ich das Gefühl hatte dass sie für den Job den sie machte zu intelligent war. Sie machte es ohne Eigenwerbung und ohne schlampigen Gesten. Sie lud anders als die anderen Frauen niemanden zu sich ins Zimmer ein.


"Du weisst was mit dir passiert wenn du mich verarschen willst"

"Dein Geld ist da auf dem Tisch. Nimm es und stecks in deiner Tasche. Bezahlt habe ich ja, also bring nun Leistung jetzt. Tanz Tango. Kannst du das überhaupt?"


Ich konnte zwar Salsa aber es gab einen grossen Unterschied zwischen Tango und Salsa. Ich stand auf, und macht eine stolze Geste was eigentlich jeder drauf haben müsste der einmal ein Tangotänzer im Fernseher beobachtet hatte.


"Kannst du Tango tanzen?"

"Nein, aber du bringst es mir bei. Ich bin talentiert, ich lern schnell"

Sie stand auf, ihr Bademantel den sie angezogen hatte ging auf und sie war drunter splitter nackt. Sie legte die CD rein und kam langsam zu mir während sie den Kopf schüttelte, sie dachte wohl was ist dass nur für ein Idiot mit dem sie sich um die Uhrzeit abgeben musste.


Die stolze Musik fing an zu spielen, sie führte mich langsam und sehr bedächtigt, sie war der Mann und ich die Frau, sie war Dominant und ich musste mich hingeben, sie tat es sehr gut, ich lernte tatsächlich schnell und nach 5 Minuten waren meine Aktionen sehr koordiniert. Ich übernahm die Führung und rückte die Verhältnisse zurecht. Ich war nun der Mann und sie die Frau. Nach 10 Minuten hörte ich auf. Sie war begeistert. Sie verlor ihr Hemmung und den letzten rest von Misstrauen mir gegenüber. Ich bedankte mich und wollte sie verlassen als sie mich festhielt und umdrehte. Sie hatte die 50 Mark in der Hand.

"Hier, nimm den Schein"

"Nein ich hätte die Zeit mit dir auf jeden Fall bezahlt. Ich wollte Tanzen aber das ist deine Arbeitszeit, andere wollen vielleicht Sex aber ich bekam was ich wollte. Ich bin ein zufriedener Kunde" Ich sagte das und lächelte sie an, sie stand vor mir und fing an an mir rum zu spielen.

"Nein, die 50 Mark nehme ich dann wenn du mit mir Sex hast. Wenn nicht dann nimm dein Schein und gehe und komm nicht auf die Idee wieder zu kommen"

Einmal mehr hatte ich in der vermeintlich unterste moralische Schublade der Gesellschaft einen Menschen getroffen der mit Sicherheit um längen moralischer, feiner und menschlicher war als all die abgefuckten Krawattenträger die man am Tag, nicht weit von Rotlichtviertel aus dem silbernen Hochhaus der Dresdner Bank herausspazieren sah.

Ich drehte mich um und ging hinaus und zog die Tür hinter mir zu. Eine Etage tiefer fiel mir eine hübsche Brasilianerin auf die, ihre sehr ansehnlichen Beine übereinander geschlagen hatte und mit dem rechten Fuss wippte. Sie lächelte und lud mich ein. Ich ging rein und verpulverte den Rest meines Geldes. Dieses mal für das wofür ich ursprünglich dorthin gegangen war.

Astor Piazzolla - Milonga Del Angel

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