Stories

7
Sep
2012

Eisiger Herbsttag...

Es ist Grau und Dunkel und ein eisiger Wind weht mir ins Gesicht. Es ist 16 Uhr, die Türgriffe meines Wagens are eissig kalt und die Tür klemmt ein wenig wenn ich daran ziehe. Ein Tag an dem ich mir nichts sehnlicher Wünsche als unterwegs nach Hause beim Steh-Chinesen vorbeizuschauen, ein bisschen mit dem Chef, den kleinen höflichen Vietnamesen plaudern und beobachten wie er bei jedem zweiten Wort den Kopf leicht nach unten nickt und lächelt. Ich hab immer extrawünsche, möchte eine Kombination die er gar nicht auf der Karte hat und die erfüllt er mir immer sehr freundlich und verlangt kein Aufpreis obwohl ich ihm das angeboten habe.

Während ich auf mein essen warte und mir den Arsch abfriere, denke ich an den Wein den ich in der Mittagspause geholt hatte und der jetzt mittlerweile eisig kalt seien musste nach so langer Zeit im Auto. Es ist ein Spätburgunder aus der Mosel und dieser Art Kälte tut nicht nur den Menschen nicht gut. Der rote Wein mag sie auch nicht. Egal denk ich mir, ich werde ne andere Flasche öffenen die ich schon zuhause habe. Es ist verdammt kalt, wenn nur dieser Wind nicht wäre...

Eine hinkende Frau mit einer Krücke nähert sich dem Laden. Sie steht nun an der Theke und schaut sich die Menütafel an, ich rücke ein wenig zur Seite damit sie die volle Sicht hat, sie lächelt und bedankt sich. Sie ist mitte dreissig, hat schon ein paar feine Falten um den Augen die in der Regel erst richtig in Erscheinung treten wenn man lächelt und lacht. Wie absurd denk ich mir.

Sie ist blond, hat eine robuste und dunkelblaue Rollkragen Pulli an an dessen Ärmel eine kleine norwegische Flagge zu sehen ist.

Mein Essen ist fertig, die Frau bestellt ihr Essen nachdem ich mein Essen ausgehändigt bekomme. Ich zwinker dem Vietnamesen einfach nur mit einem Auge zu und er weiss dass es Tchüss heisst, er lacht und macht sich sofort daran das Essen der Frau zuzubereiten. Ich sehe nur flüchtig wie sie versucht sich das Geld aus der Tasche herauszuholen. Es funktioniert nicht. Sie kann nicht gleichzeitig die Krücke an der Theke lehnen die dazu noch ständig rutscht, das Gleichgewicht halten, ihr Handschuh ausziehen und in die Tasche greifen. Ohne Warnung komm ich von hinten, nehme ihr die Krücke weg und greife mit der einen Arm unter ihrem Arm, sie lächelt und bedankt sich während sie ihre Handschuhe auszieht.

Die Hände sind raus aus den Handschuhen und ich sehe Hände die nicht zum feinen Gesicht passen. Die hände sind kräftig und man sieht dass sie schon einiges durchgemacht haben. Die Haut hat Risse und um die Fingernägel ist es röter als es normal der Fall ist. In der Gastronomie sieht man solche Frauenhände ständig.

Ich frage sie danach ob sie handwerklich tätig ist, sie schaut mich ungläubig an und sagt ja, warum? Ich sage ach nichts, reiner Neugier. Ich lasse sie lächelnd wieder los und verabschiede mich von ihr obwohl sie den Eindruck macht als ob sie gern gewusst hätte wie ich sie als Handwerkerin erkennen konnte...

Bliss - Reveal

24
Aug
2012

Open end honesty...

Er mochte spanischen Weisswein, deutsche Spätburgunder, er war ein Sozialist der mit Anarchie der alten Schule sympathisierte, er wusste dass es letztenendes eine von den Menschen, auf basis des gesunden Menschenverstands akzeptierte Art von Sozialismus seien würde, was die Menschheit retten, das leben lebenswerter und die Menschen zu richtigen Menschen machen würde. Keine Lippenbekenntnisse, kein Lenin, kein Stalin und auch nicht die Pseudosozialisten und Kommunisten der heutigen Zeit. Allerdings war auch er bewusst und unbewusst ein Opfer der Kapitalistischen Lebenseinstellung, er liebte den Konsum von Gütern und Menschen. Er hätte nichts dagegen ein wenig mehr Geld zu haben aber er weiss dass das Geld und dessen enorme Wichtigkeit ein enormes Problem darstellt, er ist der Ästhetik, Schönheit, langen schönen Beinen, anmutige Haltung der Frauen zugetan, er hält nichts von Gott und Religion weil er meint dass ein Gott der weniger Tolerant ist als er selbst es nicht wert sei angebetet zu werden, er ist Grosszügig, hat nie viel von Geld gehalten, wenn man von ihm geld wollte hat er das was er hatte auch geteilt, wurde dabei auch Oft enttäuscht weil er Oft mit leeren Händen dastand und zu Stolz war denjenigen um Hilfe zu bitten denen er oft aus der Patsche geholfen hatte. Die jenigen die seine Hilfe in Anspruch nahmen, haben dann einfach so getan als würden sie seine Not nicht sehen. Er schlief in Bankfilialen, las Dostojewski, bezahlte mit den letzten Rest amerikanischer Dollar die er aus dem USA vor Jahren mitgebracht hatte weil er nicht den Drive hatte in der Bank zu "changen". Wer es nahm war ok, wer es nicht tat, dann war es auch ok, er ging dann und versuchte sein Glück in andere Bars und Restaurants.

Er schlief halb besoffen mit einer Frau und während sie es taten wollte die Frau wissen wie gross sein Schwanz denn ist, er holte sein Ding raus und zeigte ihr das pulsierende Ding und als sie zufrieden war steckte er ihn wieder rein und pumpte bis beide nicht mehr konnten. Am nächsten Morgen fand er bei ihr auf dem Tisch ein Zettel mit ihrer Nummer und die Adresse würde er ja eh kennen...er nahm eine Dusche ging in den Buchladen, las Charles Bukowskis "Der Mann mit der Ledertasche" und rief sie an. Die Frau tat so als würde er ihn nicht kennen. Er legte auf und schickte ihr eine SMS mit seiner Nummer. 2 Tage später rief sie IHN an und dann legte ER auf und das wars dann.

Er las die Geschichte des St. Patrick während es draussen schneite. Die Hörer des MP3 Players waren eiskalt und störten seine Ohren aber die Geschichte nahm ihn mit, er merkte garnicht dass er im freien sass und der Schnee ihn allmählich zudeckte. Er nahm eine kleine Wohnung von einem Lungenkranken alten Mann der soviele Wohnungen hatte dass er längst den Überblick verloren hatte. Er zahlte keine Kaution und auch nur alle zwei Monate Miete und es fiel nicht auf. Er hatte nichts ausser seine Bücher, einen kleinen CD Player und seine Ansammlung von CDs. Meistens Jazz, Blues und klassische Musik. Er schlief in der Wohnung auf dem nackten kalten PVC Boden, drehte dabei die Heizung auf und lehnte sich daran. Franz Liszt, Dostojewskis 6te, Mahlers 5te, Brahms' 3te, Rahmaninovs Piano Konzerte, Korsakows Shahrzad, ...erwärmten seine Tage und Nächte. Am Rande der Existenz mitten in einer sogenannten modernen Industriestaat. Studium ging nur sporadisch vorran weil er arbeiten musste und zwar nicht so wie viele seiner Studienkollegen die zwar auch arbeiteten aber eben nur um ein Taschengeld dazuzuverdienen und nicht um die Existenz zu retten und ein Dach übern Kopf zu haben. Er hätte zwar zum Sozialamt gehen können, und er hat es auch versucht aber ihm wurde gesagt Studenten würden vom Sozialamt nicht unterstützt werden. Man sagte ihm da müssten entweder seine Eltern für seine höhere Ausbildung aufkommen oder er müsse Antrag auf Bafög stellen. Er legte auf. Seine Eltern waren nicht in Deutschland und lebten in einem von Diktatorie und Krieg (immerhin 8 Jahre) erschöpftes, am Boden liegendes Land. Bafög erhielt er nicht weil eben seine Eltern nicht in Deutschland lebten und keine Steuer gezahlt hätten...verdammter Kreislauf. Er sah mit wie die Studienkollegen mit 3er, 5er ja sogar 7er BMWs zu den Vorlesungen kamen, ihre blonden Freundinnen begrüssten und auf dem Mund küssten und bekam mit wie die selben Frauen dann in Mensa und während des Essens IHN anlächelten und ab und an wenn ers drauf anlegte und seine Wut rauslassen wollte, nahm er sie zu seiner Bruchbude, nahm sich was sexuell zu nehmen war und was die Frauen zu geben bereit waren und tat am nächsten Morgen so als wäre nichts. Die Freundinnen kamen, stiegen wieder in den BMWs der reichen Stundenten ein und er ging abends wieder bei der Post bis in den frühen Morgenstunden als Kommisionierer in der Briefniederlassung der Stadt arbeiten...

Er war immer praktisch Nationalitätslos, Patriotismus bedeutete ihm nichts, Fahnen und Flaggen widerten ihn an, Heuschelei der westlichen Welt hatte er mittlerweile kennengelernt. Er lebte damit aber nicht gut, fast nichts schien an ihn abzuprallen. Er hasste jägliche Form von "-ismus". Er fühlte sie wie ein sozialer Kerl der eine ziemlich klare und simple Idee hatte von einer guten menschlichen Welt. Er meinte dass die Welt nicht viel bräuchte um eine gute zu werden. Anständigkeit und bedingungslose Ehrlichkeit würden die Probleme lösen. Zuweilen kam er sich aufgrund seiner Isolation eben WEGEN seines Weltbildes ziemlich simple und simplistisch vor. Er sass sich hin und versuchte sich und die Umwelt zu analysieren um den Fehler bei sich selbst heraus zu finden. Es half nichts. Er fand heraus dass er keinen Fehler begangen hatte ausser sich durch Ehrlichkeit, Naivität, Gradlinigkeit und ja Anständigkeit in Schwierigkeit gebracht zu haben. Die die ihn belächelten waren oft finanziell viel weiter und erfolgreicher jedoch waren sie charakterlich Marode, hatten nicht 1% der Bücher gelesen die er schon in jungen Jahren verschlungen hatte, hatten keine Ahnung wofür sie arbeiteten, für wen sie arbeiteten, sie stellten meistens keine Fragen, und wenn, dann die falschen und die höchst oberflächlichen. Sie waren eigentlich widerlich aber aus welchen Gründen auch immer wurde Widerlichkeit gepaart mit Arroganz, Dummheit, Stumpfheit, aufgesetzte Sinnhaftigkeit, eine plumpe art von Nationalismus, belohnt. Bei Ihnen konnte er noch eindeutig eine art instinktive und irrationale Solidarität mit Deutschland und Deutschtum ausmachen, was sich allerdings nur auf die Nationalmannschaften, deutsche Produkte "Made in Germany" und das stolze aber inhaltslose Gerede über all die grossen Menschen die Deutschland hervorbrachte, reduzierte. Sie sprachen von Schiller und Heine hatten aber nie eine Zeile von dem gelesen was diese Männer geschrieben hatten. Die etwas pfiffigeren unter Ihnen zitierten Kant und Hegel ohne dass sie jemals Kant und Hegel gelesen hätten.

Die Selben stolzen Patrioten wussten genau wann sie wo ein "Objekt" zu kaufen hatten und wie sie das objekt in der Familie vermieten konnten um am Ende nicht nur Steuern zu sparen sondern sogar fast auf Null zu kommen. Deutschland ist gut zu denen die es ohnehin schon geschafft haben. Denen wird Legal Wege geschaffen ihr "Eigentum" zu schützen und zu vermehren und zwar Kosten der kleinen Steuerzahler, die die keinen Einfluss auf die Abfuhr ihrer Steuern haben. Ein guter Steuerberater sei Goldwert sagt man in solchen Kreisen. Er jedoch musste diese Dinge dann immer unter die Lupe nehmen. Nicht absichtlich, es fiel ihm -leider- leicht zwei und zwei zusammenzuzählen um die allgemeine Heuchelei der Menschen in diesem Land auszumachen. Solidarität, Patriotismus, Nationalismus und Heimatliebe zählt hier also nur solange es nicht auf finanzieller Basis abläuft. Wenn die Fussballturniere mit deutscher Beteiligung zu ende sind und die Fahnenschwenkerei ein Ende nimmt, dann fangen wieder die Steuerhinterziehungen an, Mobbing und anschwärzen der Arbeitskollegen, die Ignoranz und Hetze auf den Strassen, die nervöse und unsägliche Huperei hinter den roten Ampeln...wieder die grimmigen Gesichter der Masse auf den Strassen, hier und da mal ein schönes unbesorgtes Gesicht aus der Man allerdings nicht schlau wird und nicht weisst ob sie so lacht weil sie lange gelitten hat und nun meint aufgesetzt unbeschwert lachen zu müssen um die schweren Zeiten vergessen zu machen oder ob die Person es geschafft hat inmitten des wilden Jungles über eine längere Zeit eine ruhige idylische Ecke gefunden zu haben wo die Wölfe sie in Ruhe liessen...

Er lief in den Strassen, oft, lange, las Bücher und fand darin seine unbeschwerte Ecke, schlief bei Frauen die ihn Interessant fanden ohne zu merken dass das was ihn Interessant machte jahrelanger Kummer eines Menschen waren der nicht Dumm war. Er war davon überzeugt dass Kummer einen nicht dummen Menschen für die Aussenwelt interessant macht während man selbst von Innen zerfressen wird. Man zeigt es aber nicht weil man es geniesst Interessant zu sein. Man geniesst es mit nassen Kleidern bei einer netten Frau aus den guten Gegenden der Stadt unterzukommen, guten Sex m warmen Bett zu haben und als eine Art Phänomen angesehen zu werden. Man lässt sich gerne konsumieren, damit der finanziell gut betuchte Teil der weiblichen Gesellschaft ihre "kicks" bekommen während ihre Ehemänner in den 16ten Stock der Commerzbankgebäude in Frankfurt für die finanzielle Sicherheit der "Familie" sorgen...ein Siebener für ihn, ein Cayenne für die Gattin und das herrschaftliche Haus am Hang mit Blick auf die Stadt. Der Gattin reicht das abernicht, sie holt sich einen Vagabunden von der Strasse der genau den Dostojewski gelesen hat den ihr Mann nur vom Namen her kennt und der bei einer flasche Rotwein, Russell und Orwell zitiert von denen ihr Mann nicht die leiseste Ahnung hat.

Er machte sich jedoch keine Illusionen. Frauen sind kalkulierender als Männer und folgedessen vorteilsbedachter und materialistischer. Diese Art Frau würde niemals ihre gesicherte finanzielle Lage aufgeben um mit einen Vagabunden, sei er noch so interessant und intelligent, durchzubrennen. Es war gut wie es war, er Genoss die ihm entgegen gebrachte Achtung und konsumierte die schönen Körper dieser teils wunderschönen Frauen und sie konsumierten die aussergewöhnlichen Stunden an seiner Seite, mit grotesken, belebenden Gesprächen. Manchmal mochten sie es sogar wenn er eine Stunde lang da sass den teuren Rotwein trank, aus dem Fenster schaute und nichts sagte. Auch das kam Ihnen neu und sogar Aufregend vor. Sie kannten oft Mozart und Beethoven, aber wenn er Anfing über Mahler, Tschaikowski, Strawinski, Bruckner, Kogan, Oistrach...zu reden dann glaubten sie einfach nicht dass dieser Typ wirklich auf der Strasse hauste und als Student der Bauingenieurwesen eingetragen war...

Naia Verdejo 2009...ein himmlicher Wein...

10
Jul
2012

Stumpfsinniger Ire

Die Sache ist neulich passiert. Den Typen kenn ich seit 10 Jahren, ein dunkelhaariger Ire, immer ein später Gast unserer irischen Bar wo ich als Student arbeitete, immer lächelnd, immer freundlich obgleich etwas dämlich dreinblickend. Es gibt leute die man dekaden lang begrüsst und von Ihnen begrüsst wird aber niemals nach deren Namen fragt und niemals von Ihnen diesbezüglich gefragt wird. Eine sehr angenehme Situation.

Neulich um 4 Uhr Morgens sah ich ihn nach 3 Jahren wieder. Ich war dabei zu gehen, er kam mit ein paar anderen irischen Barkeeper erst rein um noch weiter zu saufen. Er sieht mich, lächelt und kommt ganz euphorisch auf mich zu:

Er: Heyyyy, foook, wä' have you been boody? Looong taam no sä, moy iraqi frind!!!

Iraqi friend denke ich mir??! Vergesse es aber sehr schnell weil ich es für einen Versehen halte. Er macht aber weiter..

Er: "cooom oon moy iraqi frind, lats hava drink" klopft mir dabei auf die Schulter und schaut die anderen Iren an der Theke an und schmunzelt dreckig.

"Hey bro, i am no Iraqi"

Er: Suuure you Iraqi..cooom oon

"Hey, i am not gonna repeat it, i am no iraqi and put your hands off my shoulder"

Dann verschwindet sein Grinsen auf einmal. Schaut mich ernst an und die anderen Iren an der Theke stehen auf.

Ich: Wuzzap? Get outta my way before i kick the shit out of you. Fucking irish prick.

Er kommt mir Nase an Nase und ich bekommt gleich die rechte Grade zu spüren was ihn zu Boden bringt und zwar wie ein nasser Sack. Der Barbesitzer (ein Schotte) und die Iren kommen auf mich zu, der Barbesitzer kennt mich und die Iren auch, sie wollten zwar dass ihren Freund nichts passiert, wollten sich aber auch nicht unbedingt mit mir anlegen. Ich ziehe den Iren mittlerweile zähneknirschend an den Haaren richtung Ausgang, schaffte es aber nicht ihn rauszukriegen weil die anderen es nicht zuliessen. Also stand ich da draussen und schrie das ganze irische Volk zusammen, vonwegen ein Sklavenvolk das von den Engländern 1000 Jahrelang wie Tiere behandelt wurde, ein Volk das nicht mal den eigenen Brian Boru kannte, ein Volk das von den Dänen und Norwegern besiegt und unterworfen wurde und nicht mal Oscar Wilde lesen würde...

Aber keiner kam raus aus dem Laden. Es störte mich. Ich war Sauer dass es grade ein Ire war der hier versuchte einen anderen rassistisch anzugehen, ein Ire der wie ich es schon sagte 1000 Jahre lang von den Engländern de facto als Untermensch und eigentlich als eine tierische Rasse angesehen wurde.

Menschliche Rasse lernt sehr langsam -wenn überhaupt- dazu. Ich stelle fest dass grade die Völker die über Generationen versklavt, verschleppt und diskriminiert wurden, grad die jenigen sind die probleme haben sich von Rassismus und Diskriminierung zu distanzieren. Ich kannte Irland besser als dieser Bauer von Ire. Ich kenne die irische Geschichte und Literatur besser als die meisten Iren die ich kenne aber dennoch meinen sie auf eine ganz unbestimmte und irrationale Art und Weise und ohne einen ersichtlichen Grund sich überlegen zu fühlen. Das ist kein irisches Phänomen, in Deutschland und sonstwo auf der ganzen Welt gibt es diese dämlichen Exemplare zuhauf aber wie schon gesagt, die Iren mit ihrer Geschichte sollten zumindest in der Hinsicht etwas kürzer treten.

Digby Jones - Pina Colada

14
Apr
2012

Die unspektakulären Momente

Es ist Kalt, windig, regnerisch. Im Bus sehen die Gesichter nicht besser oder schlechter aus als mein eigenes. Trüb wie das Wetter, Frauen mit nassen Kinderwagen die dabei geholfen werden wollen den Kinderwagen hoch in den Bus zu bekommen, die meisten nehmen die Bitte nicht mal richtig wahr. Ich auch nicht. Ich schau hin und schau wieder weg, ein aufgesetzt euphorischer und bärtiger Obdachloser mit einer halbleeren Bierflasche in der Hand hilft der Mutter den Kinderwagen reinzubekommen, textet aber über der ganzen dauer der Fahrt die Frau dermassen zu dass man ihr vom Gesicht ablesen konnte dass sie es schon längst bereut hatte diesen Mann um Hilfe gebeten zu haben. Ausser die Stimme des Penners, die automatischen Ansagen der Haltstellen, und ausser die trüben und nassen Gesichter die fast allesamt aus dem Fenster schauen damit sie bloss nicht mit den Blicken der anderen in Kontakt geraten, nichts anderes. Klar, Erich Remarque "Im Bus nichts neues" denke ich mir, weiss aber auch sofort dass es ein farbloser Vergleich war, aus purer lange Weile. Ich denke an Altgermanien, an die Allemannen, an die Bücher die ich über die Völkerwanderung der Sachsen und Gothen gelesen hatte. Mir fällt auf dass ich sehr oft an den alten Germanen denken muss wenn die Tage trübe sind und die Gesichter Geistlos und wenn ich mitten im Schnee und Regen manchmal durch die Wälder joggen gehe. Den Schlamm und die Kälte mag ich nicht, sie depremieren mich, sie sorgen für trübe Gedanken.

Im Winter passiet es oft dass ich völlig nass nach hause komme, die Hände zusammenreibe, und bevor ich anfange überhaupt die Kleider abzulegen, setz ich Wasser auf damit ich mir einen Kaffee machen kann. Mein Wasserkocher macht kurz bevor das Wasser zum kochen gekommen ist, die ganz typischen Geräusche: Er zicht und brodelt und manchmal pfeift er auch. Ich bereite schonmal meine Tasse vor: Ein gehäufter Teelöffel Kaffee und 2 würfel Zucker. Die Tasse wartet dann neben dem Wasserkocher darauf um begossen zu werden. Bis das Wasser zum kochen kommt, stehe ich am Fenster und schaue raus, der Regen prasselt gegens Fenster und an den Seiten des Fensterrahmens rinnt das Wasser nur so runter. Es wird langsam Dunkel, ein paar Schwalben die bei mir unterm Dach ein Nest gebaut haben, kommen manchmal ganz dicht bis ans Fenster und biegen dann abrupt ab. Ich komm zu mir und merke dass das Wasser schon längst gekocht hat und ich so lange schon am Fenster gestanden und gestarrt hatte, dass ich mein Umfeld völlig vergass. Ich hörte nach ner weile nicht mal mehr das brodeln des Wassers, ich merkte nicht wie es wieder still wurde, ich muss also oft den Knopf des Wasserkochers nochmal drücken, das Wasser wieder zum Kochen bringen weil es schon nicht mehr so heiss ist wie ich es für den Kaffee brauche. Ich drehe mich also um, drück den Knopf des Wasserkochers und merke dass ich in der Zeit wo ich aus dem Fenster gestarrt habe, nicht mal nachgedacht habe. Ich hatte keine Gedanken, ich starrte einfach aus dem grossen Fenster hinaus in die Ferne. Für eine beachtliche Weile muss in mir nichts vorgegangen sein denke ich mir und fange an meine Jacke auszuziehen, merke aber dass das Zimmer Eiskalt ist. Ich lass die Jacke an und dreh die Heizung der Küche auf und gehe rüber zum Wohnzimmer und tu das gleiche auch dort, in der Zeit höre ich wieder das brodeln des Wassers. Ich giess das Wasser ein, geb etwas Milch dazu, und nehme mir vor die gleiche schöne leere wie eben, wieder zu erleben. Ich stell mich am Fenster und versuch einfach wieder leer zu werden und rumzustarren nur mit dem Unterschied dass ich dieses Mal eine Tasse Kaffee in der Hand halte und ab und an ein Schluck trinke. Es klappt nicht, die Tasse Kaffee lenkt mich ab, und generell merke ich dass diese Leere nicht auf Kommando einsetzt. Ich gebe es auf, nehme meine Tasse rüber zum Wohnzimmer, stell sie auf dem Tisch und fange an in meiner CD Sammlung nachzuschauen. Ich brauch in solchen Momenten nicht lange und schon habe ich die 5te Symphonie von Gustav Mahler in der Hand und lege sie auf. Ich schlafe ein, mit den Kleidern am Leib. Die hälfte des Kaffees bleibt in der Tasse und wird kalt.

Brian Culbertson - Come To Me

10
Apr
2012

Bargeschichten...

Schon bevor ich angestellt wurde, arbeitete in dem Pub ein englisches Mädchen das sogut wie keine Macke im Gesicht hatte. Ihr Profil war himmlich. Es gab nicht viele um nicht zu sagen gar keine englische Frau die ich bis dato als hübsch bezeichnen würde, auch in diesem Fall habe ich später herausgefunden dass ihre Vorfahren eigentlich aus Frankreich kamen. Die Geschichte mit Normannen und so. Also eine Mischung aus Wikinger, Franzosen (was ja auch eine Mischung aus Franken, Burgunder, Römer und Ligurier ist), und Sachsen. Nicht schlecht.

Sie hiess Sheila. Kam aus dem norden Londons, war ohne Familie in Deutschland, ihr Deutsch war miserabel, hatte einen deutschen Freund der Jura studierte, war klein, hatte einen ansprechenden körper, dunkelbraune glatte Haare, grosse schwarze Augen, volle Lippen und es gab nicht wenige die behaupteten ihr English und die vornehme londoner Akzent würde sie ohne Ende erregen. Ich konnte es gleich nach dem ersten Gespräch bestätigen.

Ich kannte bis dahin nur die etwas hinterwäldlerisch provinzialischen Akzente der Insulaner. Die meisten Engländer die ich kannte waren Rauh und kamen aus Südengland z.B aus Portsmouth. Diesen Akzent versteht keiner zum ersten mal. Ich verstand ihn aber dafür hatte ich probleme mit dem Hochenglisch der Londoner.

Sie war sehr Freundlich und dazu sehr Intelligent. Sie hatte von einer englischen Firma in Frankfurt eine Stelle versprochen bekommen aber sie hielten sie hin und sorgten dafür dass ich und fast jeder andere Mann in dem Pub noch weiter das Vergnügen mit ihr hatte. Sie brauchte kaum Deutsch zu sprechen weil in dem Pub alle Englisch sprachen allerdings wollte sie unbedingt deutsch lernen. Manschmal brachte sie ihre Unterlagen zur Arbeit und fing an Hausaufgaben zu machen sobald sie keine Gäste zu bedienen hatte.

Der Freund war eigentlich ein nicht schlecht aussehender Blonder Junge obwohl ich probleme habe Blonde Männer als gutaussehend einzustufen. Nur er hatte ein Problem: Er war aus einer reichen Familie, war Dumm, wusste es aber nicht und dachte sogar er wäre allein durch seine Herkunftallen anderen überlegen. Ich allerdings wunderte mich nach den ersten 5 Minuten wie er dass wohl geschafft hatte sich für Jura zu immatrikulieren, er war überheblich, kokste viel und nutzte die hilflose Lage Sheilas aus. Die beiden wohnten zusammen aber er nutzte ihre hilflose Situation in einem fremden Land aus und versuchte ihr einzuprägen dass sie ohne Ihn grösste Probleme haben würde hier klar zu kommen.

Obwohl ich manchmal merkte wie gekränkt sie war, muss ich sagen dass sie niemals fremd ging und auch zu mir immer eine gewisse Distanz hielt obwohl wir mittlerweile sehr gute Freunde waren. In dieser Freundschaft wurde dennoch viel geflirtet. Sie war nicht der Typ wo ich hätte hemmungslos baggern können, irgendwas in mir -und an ihr- hielt mich zurück, es war aber auch nicht so dass sie so verklemmt und zurückhaltend wäre dass ich die Sache hätte ad acta legen müssen. Irgendwas dazwischen halt. Nein. wir arbeiteten statdessen, ich nahm mir Zeit und half ihr bei ihre Deutsch Hausaufgaben, wenn ich arbeitete und sie nicht, war sie so gut wie nie in dem Laden zu sehen , wenn sie aber arbeitete und ich nicht, dann war ich immer als Gast anwesend.

Sie vertraute mir mittlerweile, wir schlossen oft zusammen den Laden ab und ich begleitete Sie eine Zeit lang immer bis vor ihrer Tür anstatt direkt in einer anderen Disko oder Bar zu gehen. Diese geduldige, beherrschte Seite kannte ich garnicht von mir.

Den Freund hielt ich für ein verwöhntes Kind, ich mochte ihn nicht, nicht weil ich Sheila mochte, nein, weil er einfach ein schmieriger Typ war und nicht merkte dass Sheila ihn eigentlich lieb hatte, mittlerweile aber nur noch mochte und bald vielleicht an irgend einem Morgen neben mir in meinem Bett aufwachen würde. Er hatte einfach keine Nase dafür und an Klasse fehlte es ihm auch. Er wähnte sich in völliger Sicherheit, kam sogar teilweise in Begleitung von Frauen in dem Pub während Sheila arbeitete und erwartete von Sheila dass sie ganz ruhig blieb und sie blieb ruhig wenn auch widerwillig und sichtlich angefressen.

Sie schüttete ihr Herz mittlerweile bei mir aus. Auch das war für mich Neuland. Ich war eigentlich immer der jenige der sich holte was er wollte und irgend ein anderer armer Kerl die Schulter hinhalten musste wenn sie sich ausheulen wollte. Ich hielt meine Schulter also nun auch hin, während sie Nachts womöglich noch mit ihrem Freund schlief. Aber ich tat es weil ich am Ende des Tunnels Licht sah. Diese Situation hatte noch viel Potential.

Ich rauchte nicht. Ich trank, aber wenn ich trank dann rauchte ich. Sheila rauchte aber dafür trank sie nur ab und an, aber wenn, dann richtig. Einmal war ich mal wieder als Gast in dem Pub und Sheila arbeitete, ich war angeheitert, hatte mich schick angezogen weil ich vor hatte später in einer sehr ansprechenden doppelstockigen Musikbar zu gehen. Eine Disko der neureichen, der berühmten Leute, die Frauen die sich einen Reichen Typen angeln wollten gingen auch dorthin. Die Musik dort war immer Klasse, die Atmosphäre immer Hitzig und abgehoben, es gab 2 Etagen und oben tanzten immer die Frauen mit Miniröcke, oft schaute ich von unten hoch und sah nichts anderes ausser Schamlippen die von grellen Neonlichtern beleuchtet wurden.

Ich war aber noch im Pub, der Freund Sheilas kam herein, schaute mich an und grinste, ging zur Theke und küsste Sheila, ging an mir vorbei und grüsste, ich grüsste zurück und nahm ein Schluck Wodka-Redbull. Er kam zu mir rüber und fing ein zusammenhangsloses Gespräch an. Ich konnte so dummes Gelaber nie so richtig ab, also sagte ich er solle doch direkt sagen was er meinte und er meinte nichts gutes. Er wollte mich indirekt fragen ob ich ihm was "besorgen" könnte. Ich war allergisch auf sowas, ich war Sportler, ich trank viel aber ich spielte American Football und war dabei ein guter Quarterback, gewann gegen fast jeden der mit mir armdrücken wollte, selbst die hühnenhaften amerikanischen GIs machten Augen nachdem sie sich mir geschlagen geben mussten. Nebenbei spielte ich auch noch Basketball. Ich gab ihm zu verstehen dass er lieber weitergehen sollte und ich würde ihn diese Frage dieses mal wegen Sheila nachsehen, wenn nicht, würde ich ihm die Scheisse aus dem Leib prügeln. Er bekam es mit der Angst tun, er bettelte und wollte nicht dass Sheila von seiner Frage wind bekam, er entschuldigte sich auch einige Male bei mir wegen der Frage. Ich versprach ihr nichts zu sagen, er sollte aber auf der Stelle vor meinen Augen verschwinden. Er verschwand augenblicklich. Sheila bekam dieses Gespräch und meine ernste und kalte Gestik in seiner Richtung mit. Tat aber so als hätte sie nichts von mitbekommen.

Als ich in der Disko ankam, war ich mittlerweile ziemlich betrunken. Ich war aber Stark, ich konnte noch so besoffen sein, aber ich war immer in der Lage mich zusammenzureissen, ich konnte immer grade gehen und konnte sogar an Niveauvolle Diskussionen teilnehmen und dort sogar dominieren. Ich stand an der Theke, trank Wodka7 (Wodka mit 7Up) als aufeinmal jemand mir die Augen von hinten zuhielt. Eine Frau. Die Hände waren zart, und die Finger zu kurz. Sie sagte kein Ton und kam immer weiter bis sie vor mir stand, dabei hielt sie meine Augen die ganze Zeit geschlossen. Sobald die Hände weg waren, kam auch ein Kuss auf die Lippe. Ganz Schnell und wieder weg. Naja dachte ich mir, so berauschend wars nicht. An dem Abend reizte sie mich komischerweise nicht. Ich schien für sie aber Interessanter geworden zu sein. Vielleicht weil sie spürte dass meine Interesse nachgelassen hatte? Sowas gibts ja...

Sie fragte mich über ihren Freund aus und worüber wir beide denn vorhin im Pub gesprochen hätten. Ich sagte irgendwas belangloses um ihr die Wahrheit nicht zu sagen. Ich hatte es dem Idioten versprochen. In dem Moment kam er. Nahm Sheila von Hinten in den Armen und ich nahm wieder ein Schluck. Die Musik dröhnte unaufhörlich und ich fühlte mich sehr gut und relaxed. Er kam zu mir und zerrte mich ein Stück zur Seite und sagte: Danke dass du nichts gesagt hast, ich hab was, ich möchte dass du mit mir eine Line ziehst und zwar auf mich! Ich schaute ihn fassungslos an, packte ihn am Genick und drückte ihn runter und zog ihn neben mir her. Sheila fing an zu uns zu laufen: Hey stop it, whats wrong with you guys? Moscowitz whats the matter?

Its none of your buisness Sheila, step back! Gab ich durch die zusammengedrückten Zähne zurück. Ich war Sauer, dieser Nichtsnutz hatte noch immer nicht kapiert dass ich weder ein Kokser, noch ein Verkäufer und schon gar nicht sein Freund war. Ich drückte ihn an die Wand, schaute ihn an und als ich das blanke Entsetzen in sein Milchgesicht sah, liess ich von ihm und ging zurück zur Bar. Da stand Sheila mit weit aufgerissenen Augen und hielt sich beide Hände vor dem Mund.

"Come on Sheila, dont stare at me like this and dont wet your pants, everythings cool, i am good, your guy is obviously good too. Give me one of your goddamned Chesterfields".

Sie gab mir eine und zündete sie etwas hektisch und hilflos an. Ich konnte ein hauch eines Lächelns in ihr Gesicht erkennen. Ich zog ein paar mal daran, kippte mein Drink runter und ging raus. Sie kam mir nach während der Typ drin blieb. Ich rief ein Taxi herbei, stieg ein und verschwand. Ohne Sie, dafür mit einer Zigarette im Mund und dieses Mal nach Hause anstatt zur Dresdner Bank.

"würden sie bitte die Zigarette im Auto ausmachen?"

"Oh, klar, Sicher"

Und weg war auch die Zigarette....

Thierry David - Deep Sea Green

8
Apr
2012

In den Bergen Teherans



Ich stehe früh auf, der Himmel ist tiefblau, die Berge sehen unglaublich gut und würdevoll aus. Am frühen Morgen, bevor die ca. 3 Millionen Pendler die Stadt bestürmen und verseuchen, sieht man den Berg noch richtig klar, da sieht man aus einer sehr weiten Entfernung teilweise sogar die zartgrüne Fläche am Hand und die schneebedeckten Kuppel. Wenn man pech hat und ein verkehrsreicher Tag anbricht sieht man durch den smog um Mittag herum den Berg schon kaum mehr.

Ich frühstücke mit den Eltern unter dem monoton summenden und beruhigenden Geräuch der Klimaanlage, dann stell ich sie aber aus weil ich glaube dass meine Eltern sich vielleicht erkälten könnten. Das kochende Wasser in Samowar ist zu hören und begleitet unsere Ruhe. Ich entscheide mich dafür allein auf die Achse zu gehen. Ich bestelle ein Taxi, warte bis er kommt und klingelt, ziehe meine Turnschuhe an küsse die Eltern und verlasse das Haus.

Der Taxifahrer fährt mich richtung Velenjak St. direkt nach Norden. Richtung Tochal Berg. Die Luft ist so weich und sie wird immer weicher und kühler je mehr wir uns den Bergen nähren. Ich steig aus und fange an zu laufen. Ich merke dass ich eintritt zahlen muss, also zahle ich und fange an wie einige andere die Strasse nach oben zu laufen. Viele junge Paare, Sportler, Bergleute, Wanderer und Skifahrer nehmen den selben Weg nach oben. Ganz oben kann man nämlich hervorragend Skifahren, herrliche Wasserfälle besichtigen und in den kleinen, meist aus Holz gebauten Restaurants gut essen, was trinken etwas pause machen, sich sogar unter den Nuss- und Feigenbäumen ein wenig hinlegen und bei bedarf Wasserpfeife rauchen.

Ich spaziere weiter, und sehe Busse an mir vorbeifahren, das ist eine Spezielle Linie die für ältere und generell für die da ist, die entweder schon sehr Müde sind oder es einfach nicht schaffen den Berg hoch zu laufen. spezielle Bergsicherheitkräfte sind zurückhaltend anwesend damit in den Bergen keine Straftaten oder Belästigungen stattfinden.

Fast jeder junge Mensch der an mir vorbei läuft hört laut Musik per Handy oder per ipod. Ich komm an einen Paintball Club vorbei. Die Iraner lieben Paintball, ich halte eher wenig davon und lauf weiter hoch. Die Sicht ist jetzt schon gigantisch, wenn ich mich umdrehe sehe ich einen der grössten Städte der Welt unter meinen Füssen, mit der riesigen Fläche und all den Hochhäusern. Bald komm ich an einen kleinen hübschen Wasserfall neben einen kleinen Holzimbiss, ich gehe näher an dem Wasserfall heran und sehe dass jemand dort fotographiert, ein junges Ehepaar sitzt am Wasserfall und schaut zu wie ihr Kleines Kind mit dem eiskalten Wasser spielt und aufgrund der kälte des Wassers immer wieder Grimassen schneidet. Die Eltern lachen, ich lächel und gehe weiter...

Ich entscheide mich für einen kleinen Restaurant und gehe rein, da geht man durch einen kleinen Holztunnel und am anderen Ende glaubt man das Paradies betreten zu haben, schöne lange Holzsofas, Tische und Stühle, der Abhang vor den Füssen, Feigenbäume die Schatten spenden, Menschen die dort rast machen, essen, trinken und rauchen. Ich gehe rein, kaufe eine Dose Alkoholfreies Bier und komme wieder rein, lege mich auf einen der gemütlichen Holzsofas lang und höre den Insekten zu und dem Wind der die Blätter der Bäume in Bewegung setzt und ein angenehmes Geräusch produziert. Ich schlafe ein, tief. Ich stehe auf und schaue auf die Uhr und merke dass ich 3 Stunden geschlafen habe und es mittlerweile Mittag ist. Mir ist Peinlich weil dort normalerweise keiner Schläft, als ich aufstehe und sehe dass der junge Bedienung mich anlächelt gehe ich zu ihm und entschuldige mich dafür, er sagt "absolut kein Problem" und fragt mich ob ich was essen möchte. Das möchte ich jetzt unbedingt, bei der guten Bergluft wird man hungrig. Ich bestelle Reis mit Lammfilet, gegrillte Tomaten, frische Petersilie, Zitrone und Zwibeln. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte mal das Essen so genossen hätte. Während des essens schaue ich mich ein bisschen um und sehe einen grossen hellen Typen mit einer Glatze und Brille, schickes Hemd und eine beigefarbene Stoffhose, er liest ein Buch von Henning Mankell. Auf Deutsch. Etwas weiter entfernt sitzt ein ebenfalls grosser und gutaussehnder Perser, direkt vor mir sitzt eine hübsche wenn auch etwas pummelige junge Frau und hört Andrea Bocelli aus dem ipod. Der Perser schaut ein paar mal dezent rüber zu der Frau, sie erwidert seine Blicke für einen kurzen Moment und wendet sich dann wieder ab und beschäftigt sich mit dem ipod. Der Typ der Henning Mankell liest, sitzt zwischen den Beiden und ist völlig vertieft in dem Buch, hat sich unterm Tisch die Beine lang gemacht, schaut weder nach rechts noch nach links. Der Perser fängt an ihm etwas zuzuflüstern. Der Deutsche wendet den Blick vom Buch ab und schaut ihn an und lächelt, langsam entwickelt sich eine gute Unterhaltung zwischen den Beiden, natürlich auf englisch. Ich muss kräftig lächeln wenn ich höre wie typisch der deutsche englisch spricht. Sein Englisch ist gut, er ist wirtschaftsvertreter aus Nürnberg aber sein Akzent ist absolut unverkennbar (Th=S!).

Während der Perser mit ihm spricht merke ich aber dass er immer wieder die Frau anguckt, ich merke warum er das Gespräch auf Englisch angezettelt hat. Er wollte die Frau beeindrucken, nach dem Motto schau wie gut ich englisch spreche. Das ist dort oft ein kleines Zeichen davon dass man im Ausland lebt und das bedeutet für viele Frauen gleich ein Zeichen der Hoffnung. Sein Englisch ist gut. Aus den Gesprächen mit dem Deutschen höre ich heraus dass der Perser in "Vancouver, Canada" lebt. Der Deutsche hat das Buch längst bei seite gelegt, er ist ja fast schon ein Schwätzer denk ich mir. Der erste Eindruck von ihm sagte mir ganz was anderes. Das Telefon der jungen Frau klingelt; es ist der Freund der sie verlassen und verletzt hat, sie hat ein so trauriges Gesicht und fragt ihm leise "Warum", es ist offensichtlich dass sie ihn gerne wieder haben möchte, sie möchte dabei aber auch würde bewahren, er ist aber wohl etwas abweisend. Sie verabschieden sich von einander, sie legt auf und zieht mit der Zeigefinger ganz leicht an dem Augenrand entlang während sie mit der anderen Hand das iPod bedient. Der Perser kapiert dass es hier nichts zu holen gibt und konzentriert sich nur noch auf dem Deutschen der sich mittlerweile Warmgelabert hat. Er scheint ein sympathischer und interessierter Mensch zu sein, das interessiert mich aber nicht weiter weil ich gut gegessen habe und wieder runter möchte. Ich bezahle und mach mich wieder Richtung down town...


Khajehnoori - Taknavazi (Solo Performance)

7
Apr
2012

Allein in Mainhattan

Ich arbeitete auf dem Bau. Ich kam aus Bremen nach Frankfurt um zu studieren, bekam kein Bafög und hatte kaum was gespart um lange davon zu verzehren.

Ich hatte nicht viel drauf. Ich hatte ja nur die Abitur in der Tasche. Taxischein hatte ich nicht und für was anderes war ich nicht zu gebrauchen ausser für Fussball, Basketball oder Football. Darin war ich wiederum nicht gut genug um damit grossmässig geld verdienen zu können.

Frankfurt beeindruckte mich nicht, ich weiss bis heute nicht warum ich dorthin kam in so jungen Jahren. Bremen war beschaulich, überschaubar, etwas unterkühlt aber das war ich mittlerweile auch. Ich liebte den Hafen, das kühle, graue Nordmeer.

Ich kam mit 5000 Mark in die Stadt und das war nichts für jemand der erstmal fuss fassen musste. Es kam nichts dazu aber jeden Tag ging was von ab und das Studentenzimmer musste ja auch bezahlt werden. Das Zimmer war nicht gross und auch nicht sehr Teuer aber immerhin kostete es mich 250 Mark im Monat.

Ich dachte ich muss unbedingt schnell was finden also ging ich mit den Erwartungen, die ohnehin nie hoch waren, noch mal ein Stück runter. Ich ging zu einem privaten Arbeitsvermittlungsbüro und teilte mit dass ich einen gekonnten und sehr fähigen Bauarbeiter abgeben würde, wenn sie mir denn die Möglichkeit geben würden mich zu beweisen. Ich stellte schnell fest dass mittlerweile fast keinen Job auf dieser Welt gab, -sei es Kloputzer- der selbstverständlich und sicher zu haben war. Auch als Kloputzer musstest du wahrscheinlich erstmal 5 Absagen über dich ergehen lassen bevor dir der Traumjob angeboten wurde.

Ich bekam keine Absage, mir wurde nur gesagt dass ich doch dafür überqualifiziert wäre. Als der Sachbearbeiter mitbekam dass ich eine gute Abiturdurchschnitt hatte, fragte er mich was ich denn für ein Gehaltvorstellung hätte. Ich pokerte hoch und überschätzte mich:

“Ist mir egal was sie mir geben wollen solange ich mit 1000 Mark Netto am Ende dastehe”

“Hmm..Also 1000 Mark?”

“Richtig”

“Ok, wir melden uns bei Ihnen, sie haben ja die Telefonnummer dagelassen.”

“Richtig”

Ich kam raus aus dem Sklavenvermittlungsbüro und hatte eigentlich keine Hoffnung mehr als ich dann eine Woche später einen Anruf bekam und sie mir den Job gaben. Ich muss wohl eindruck gemacht haben.

Als Erstsemestler kam ich garnicht zu studieren. Ich hab nur gearbeitet und zwar teilweise 10-12 Stunden auf dem Bau. Am Anfang waren sie vorsichtig und hielten sich an die 20 Stunden pro Woche für Studenten. Mir reichte es aber nicht. Ich sah die Gestallten an und wusste dass 80% der Belegschaft auf dem Bau ohnehin Schwarzarbeiter waren. Polen, Jugoslawen, Rumänen, Russen, Türken... Ich ging zu dem Oberbauer und sagte:

“Ich kann länger Arbeiten wenn sie denn interessiert wären”

“Du bist doch Student”

“Egal, ich muss arbeiten und im Moment brauche ich die Kohle, das Studium muss ein bischen zurückstecken”

“Nein nein, sowas machen wir nicht!”

Am nächsten Tag kam der selbe Idiot auf mich zu und sagte dass sie bereit wären mich Vollzeit arbeiten zu lassen nur die Differenz zu den 20 Wochenstunden würde dann Bar auf die Hand ausgezahlt werden.

“Passt doch”

“Also morgen Früh um 6 am Bahnhof, es geht richtung Hattersheim”

“Geht Klar”
...

Es ging klar, von einer Baustelle zur anderen, von einem schlechtbezahlten Job in den anderen, bis ich auch in dieser verdammten Stadt fussgefasst hatte.

Ennio Morricone - Chi Mai

6
Apr
2012

Champs Elysees

Ich lungerte in der Champs Elysees herum, es war ein sonniger Tag, ich schaute mir die Geschäfte an vor allem der offizielle Nike laden interessierte mich, PSG (Paris Saint Germain) der pariser Vorzeigefussballklub trug damals Nike und da war der offizielle Shop.

Ich bin immer ein Girondins Bordeaux Fan gewesen. Seit 1984 um genau zu sein. Damals spielte die französische Nationalmannschaft einen romantischen, einen sehr ansehnlichen Fussball mit sehr viel Spielwitz, kreativität und mit grosser Vitalität...und Girondins Bordeaux stellte damals die meisten Nationalspieler. Wie dem auch sei, für Bordeaux Fans ist Paris Saint Germain ein rotes Tuch. Ich ging nicht rein.

Neben dem Laden war ein Strassencafe direkt an der Strasse, ein sehr belebter laden, viele sassen draussen, viele drinnen aber man hatte nicht das Gefühl dass die Bedienung grossem Stress ausgesetzt war. In Frankreich nimmt man sich für den Kaffee Zeit, man macht es sich gemütlich und es kann ewig dauern bis die Gäste wieder was neues bestellen, bezahlen und die Tische wieder freimachen.

Ich setzte mich hin und bestellte einen einfachen Kaffee und ein Mineralwasser. In der Zeit machte ich die Beine unterm Tisch lang und schaute mich ein bisschen um. Ein Typ, ein einziger Typ stach heraus: Ein Nordafrikaner. Er hatte die typischen Merkmale vieler Menschen die aus dieser Region stammen: eine wenig behaarte braune Haut, etwas hervorgehobene Wangenknochen, verhältnismässig kleine Augen, kurze extrem gelockten Haare und ein Schnurbart. Ein Berber eben.

Der Mann war hager und klein, hatte eine dunkelblaue Stoffhose und ein weisses karriertes Hemd. Seine braunen ausgelatschten Schuhe trug er augenscheinlich nur damit er nicht barfuss laufen musste. Er hatte die Fersen umgeklappt und holte die wenig princkelnd aussehenden Füsse immer wieder aus den Schuhen heraus, kratzte sich mit den Zehen die jeweils andere Wade und schob die Füsse wieder in den Schuh.

Als die etwas pummelige Bedienung mit blonden Haaren und Brille rauskam um die Bestellung aufzunehmen, fingen sie beide an sich gegenseitig zuzulächeln. Der Mann hatte herrliche weisse Zähne obwohl er insgesammt ein ziemlich hässlicher Typ war. Ich konnte aus der entfernung nicht verstehen was er ihr zugeflüstert hatte, und warum er lachte und wieso die Bedienung rot wurde und lächelte. Sie ging wieder rein und da erst begann die richtige Arbeit:
Der Typ fing an seine Eier und den Schwanz nach rechts zu schieben und zog danach die Hose etwas weiter hoch so dass da nun schon ein kleiner Hügel zu sehen war. Die Bedienung kam wieder und brachte sein Kaffee, warf ein Blick auf seine Hose und lächelte abermals, und er lächelte sowieso. Ich warf auch ein Blick dahin und musste auch ein wenig schmunzeln. Der Mann der bestimmt 10 Jahre älter war als die junge Bedienung, war sehr unbekümmert und interessierte sich null für die Reaktion anderer sondern nur für die blonde Frau die augenscheinlich auch nicht ganz abgeneigt war. Der hügel in der Hose war nicht so berauschend aber wen kümmerte es? Die Bedienung kritzelte dem hässlichen Mann am ende doch etwas auf ein stück Papier und der Nordafrikaner zog zufrieden wieder ab, davor aber zog er die Hose wieder etwas runter und zog das Hemd über die Hose. Irgendwie war, nachdem der Araber wegging, nicht mehr viel los. Ich trank mein Kaffee und das Mineralwasser schnell aus, bezahlte und ging.

Gotan Project - La Viguela

Neuseeland (3)

"ho ho ho boy what are you doing?" Sagte John zu mir nachdem er mich für ne weile dabei beobachtete wie ich ständig Wodka auf eis bestellte und dazu immer eine Dose 7Up bestellte um die dann miteinader zu mixen.

"I'm Drinking"

"Sure but what? I've never seen such a strange mixture before"

"You wanna try it?" und wollte ihm das selbe bestellen als er abwinkte.

"No, do not buy me anything. I just wanna try a bit of yours if you dont mind"

"I dont mind. Go ahead"

Er trank die hälfte meines Drinks und stellte das Glas wieder hin auf die Theke.

"I dont like it!"

"I dont care" Sagte ich und kippte den Rest runter.

"Are you american?"

"Hell no, far from that... but... hey john, listen, i am drunk big time and this is the first place i got into. I dont know a shit about this city and i gotta find a place to get a little bit of sleep. Do me a favour and tell me where i can find a cheap hotel or something. Could be a barn aswell, i wouldnt mind at all".


Er hatte schon den nächsten Drink vor sich und schaute gradeaus als ich ihm das alles erzählte.

"What are you doing in Newzealand?"

"John, would you help me the fuck out or what?"

"Do you have enough money?"

"Yeah i guess it'll be enough and if not, i am ready to sell out my ass to find a fucking shelter somewhere in this fucking city"

"A whole lot of "fucks" that you are throwing around with, kid"

"yeah..."

Er began zu lachen und legte sein Arm um meine Schulter. Ich verstand nicht mehr viel, mir war nicht danach zu scherzen, ich war besoffen und war verdammt müde. Ich hatte seit Stunden nonstop getrunken.

"Come on kid, come over here... whats you name again?"

"Moscowitz"

"Ok Moscowitz let me drink a last one. We'll be off in 5 minutes"

"Feel free John, but i really have to quit drinking now, i dont feel good at all. My god damned stomach is giving me a hard time..."

Ich sass mich hin und als ich aufwachte war es schon morgen. Ich lag in einem sauberen Holzbett, draussen sah ich keine Lichter sondern nur Schafe. John schmiss den Traktor an und das hatte mich geweckt.

Ich war an dem Abend vom Hocker gefallen und nichts mehr gemerkt. Der 55 jährige John hatte mich wohl irgendwie zum Wagen geschleppt und dann auch ins Bett getragen. John hatte 2 Töchter und ein Sohn. Der Sohn war ein hübscher junger Mann mit einer sehr beeindruckenden Statur. Die eine Tochter war wirklich sehr hübsch mit sehr niedlichen Sommersprossen und die andere war eine hässliche die in Auckland in einem Anwaltsbüro arbeitete. Der Rest arbeitete auf dem Familienfarm. John Weatherspoon besass unzählige Schafe, einige Kühe und bestimmt an die 50 Schweine. Die Familie besass zudem noch 5 Pferde.

Es war 11 Uhr vormittag und sie waren schon seit 5 Stunden am tun und machen.

Ich ging raus und begrüsste John auf dem Traktor.

"Hey kid, are you feeling better today?

"Yeah man, thanks a bunch for taking care of my dead body. I realy appreciate it"

"Ok kid. It seems like you owe me something" und lachte laut

"Hell yeah, whatever you say. How much do i owe you?" ich sagte es und wünschte ich hätte es nie gesagt weil er garnicht drauf reagierte. Warum auch? Es sah so aus dass er meine paar Kröten nie gebraucht hätte. Der Familie gings gut.

"You owe me a story. I still dont know who you are, where you come from and what you are doing here"

"Thats it?"

"Thats it!"

"I'm not sure mate...let me see, i am persian? could be. German? maybe. Something in between? Hm...Nothing at all? Most probably. Now seriously... i dont care man, i dont give a fuck actually. I just had the gorgious idea to come over here to study geology! Thats all. Thats all i got, thats all i am."


John liess mich nie in einem Hotel schlafen. Liebend gern began ich bei ihm auf dem Feld zu arbeiten, seine Schafe zu hüten, sein Stall zu säubern...wir gingen zu Rugby spielen, ich fing an selbst Rugby zu spielen. Ich fing dort nie an zu studieren obwohl ich die Gebühren schon bezahlt hatte. John sorgte dafür dass mein Visum verlängert wurde, ohne ihn hätte ich den Behörden nicht nachweisen können dass ich da für mein Lebensunterhalt aufkommen könnte. Er war mein Support. Ein guter Mann, eine nette Familie.

Brian Culbertson - On My Mind

4
Apr
2012

Dr. Kampmann

"Guten Tag Dr. Kampmann"

"Ach tatsächlich! Der Herr Moscowitz, glaub ichs denn?!"

"Dr. Kampmann, entschuldigen sie dass ich nicht früher gekommen bin, ich hab von ihrer Vertretung gehört dass sie Krank wären und da ich länger nicht mehr Krank war um sie in ihrer Praxis zu besuchen, konnte ich von ihrer Krankheit nichts wissen. Es tut mir leid"

"Und wieso wollten sie zu mir? Was haben sie gehabt?"

"Nichts Dr. Kampmann, ehrlich gesagt nichts. Ich wollte mich nur ein paar Tage Krankschreiben lassen."

"Ja Herr Moscowitz, ich leide seit ungefähr 4 Monaten an Niereninsuffizienz. Ein Dialysepatient eben. Mir haben sie sogar schon den grossen Zeh amputiert weil er abgefault war"

"Es tut mir leid"

"Mir nicht, der hat mir vorher mehr Probleme bereitet als jetzt!"

"Dr. Kampmann ich hab eigentlich garnicht soviel Zeit. Ich wollte sie nur mal kurz besuchen, kurz Hallo sagen und ihnen alles Gute wünschen."

"Danke Herr Moscowitz, das weiss ich sehr zu schätzen" ich war dabei mich umzudrehen als er nochmal nachsetzte und fortfuhr:

" Ach Herr Moscowitz, wie gehts Ihnen eigentlich Privat? Das letzte mal als wir uns in der Praxis sahen gings bei Ihnen Privat doch so ziemlich drunter und drüber oder irre ich mich?"

"Ne, die Sache ist ausgestanden. Die Frau ist Geschichte und der Ärger mit ihr gleich mit"

"Sagen sie mal was hatten sie nochmal studiert? Bauuuuwese...nein Archiktur, Architektur.. richtig?"

"Richtig"

"und sie hatten grosse finanzielle Probleme gehabt und generell hatten sie keine glückliche Phase"

"Stimmt Dr. Kampmann, aber heute bin ich glücklicher"

"Und ich bin heute weniger Glücklich.."

"Ist wohl der Lauf der Dinge sie wissen ja die Ups und Downs und so..."

"Wissen sie Herr Moscowitz, sie haben mir damals in meiner Praxis irgendwie vertraut und ihr Herz offengelegt. Darf ich ihnen heute eine kleine Geschichte erzählen? Haben sie soviel Zeit?" Hatte ich nicht. Aber er war ein feiner Mann , ich nahm mir die Zeit.

"Wissen sie, viele die mich heute so sehen in solch hohem Alter, kennen mich nicht wirklich. Sie kennen mich als einen immer ausgeglichenen Mediziner der nur die Familientradition fortsetzte und Arzt wurde. Ich hab aber kurz nach dem Kriegsende angefangen zu studieren. 1947 in München. Die Stadt war grösstenteils zerstört. Etliche junge Männer und sogar reife Männer wollten studieren. Stellen sie sich das mal vor, heute studieren 2 Jahrgänge miteinander. Damals haben 20 verschiedene Jahrgänge miteinander studiert." Er zeigte dabei mit der Zeigefinger zur Schläfe als er das sagte

"Viele kamen ja vom Krieg und mussten etwas werden und die Jugend sowieso, also was hat der Staat gemacht? Er hat den Andrang gesehen und hat ihn sich zu Nutze gemacht. Wir mussten alle erstmal ein Jahr auf dem Bau arbeiten bevor wir uns überhaupt immatrikulieren durften. Ich arbeitete auf dem Bau wie tausende andere junge Menschen Deutschlandweit. Viele Städte sind durch diese Massnahme wieder auf die Beine gebracht wurden."

"Eine kluge Massnahme wie ich finde"

"Finde ich auch Herr Moscowitz. Wussten sie eigentlich dass ich mal für ein Jahr ins Gefängnis musste? Nein, wussten sie nicht, aber ich war tatsächlich drin!"

Das hätte ich diesem alten und zerbrechlichen Mann mit so vorzüglichen Manieren niemals zugetraut. Ich wurde neugierig.

"Darf ich fragen wieso Dr. Kampmann?"

"Weil ich einmal einem französischen Offizier einen rechten Kinnhacken verpasste"

"Und deshalb mussten sie ein Jahr sitzen?"

"Ja wir waren ihnen ausgliefert wie Schafe. Die Amerikaner konnte man aushalten. Sie waren nie auffällig aber die Franzosen waren Jahre nach dem Kriegsende noch grausam zu der Bevölkerung. Der besagte Offizier nannte mich einmal "Du scheiss deutsches Schwein" und ich hab ihn direkt ausgeknockt. Dafür kam ich vor dem französischen Militärgericht und wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ich wurde nach einem halben Jahr zwar begnadigt aber 6 Monate habe ich gesessen. "

Ich hörte mir die Geschichte und noch eine andere an und ging dann meiner Wege ohne sie zu kommentieren. Kampmann war ein zu guter Mann um ihn in seiner Lage noch kränken zu wollen.

Ich wusste nur dass Frankreich nicht nur unter den Nazis sondern auch schon davor im ersten weltkrieg so schlimm gelitten hatte dass ich ganz ehrlich nicht sicher war wie ich mich verhalten hätte, wäre ich ein französischer Soldat der die Möglichkeit bekäme sich endlich rächen zu können.


Jesse Cook - All That Remains
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Oh ja. Den Burgunder Wein mag ich wirklich auch sehr...
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