Daily

31
Mrz
2012

Das Segel

Schau mir grade das Spiel Boston Red Sox vs. Tampa Bay Rays an. Spring Training kann schon langatmig werden, es wird zeit dass die Saison in ein paar Tagen anfängt. Diese Trainingsplätze in Florida und vor allem in Arizona scheinen ja mitten in der Wüste errichtet zu sein. Wie kriegen sie den Rasen eigentlich dazu in dieser Hitze noch so Grün zu bleiben? Und wieso schmeckt dieser Pinot Noir aus Ahrweiler eigentlich so gut? Kann es sein dass ich durch den Scotch, was Rotwein angeht unter Geschmacksverirrung leide? Versteh ich alles nicht. Komischerweise wurde grade auf seiten der Rays ein Flyball geschlagen und die Kamera verfolgte den geschlagenen Ball und irgendwie sah es aus wie eine "sailing" des Balles durch den blauen Himmel... und schon dachte ich sofort an Lermontov und sein Gedicht "Das Segel"! Ok, DUI (driving under influence) ist es nicht, aber es ist mittlerweile ganz bestimmt ein klarer Fall von WUI (writing under influence)...


Wo Meer und Himmel sich vereinen,
Erglänzt ein Segel, weiss und weit
Was trieb es aus dem Land der Seinen?
Was sucht es in der Einsamkeit?

Es pfeift der Wind. Die Wellen drohen.
Es knarrt der Mast. Das Segel schwebt
Nicht vor dem Glück ist es geflohen.
Es ist nicht Glück, wonach es strebt.

Strahlt auch in Gold der Himmelsbogen,
Und glänzt auch noch so blau das Meer
Das Segel lechzt nach Sturm und Wogen,
Als ob in Stürmen Ruhe wär.

Einfach nur herrlich...

Kurz nach 10 spielen meine Los Angeles Dodgers gegen Arizona. Ich weiss nicht wer für die Dodgers pitchen wird, ich hoffe Clayton Kershaw.

Saltilo - Grafting

30
Mrz
2012

Sketches of Spain

Concierto de Aranjuez ist ein sagenhaftes Stück komponiert von Joaquin Rodrigo (1901-1999). Paco de Lucia hat dieses Stück mit der Gitarre zur Perfektion gebracht und das selbe tat Miles Davis mit der Trompete.

Glas Laphroaig 10, Miles Davis und später vielleicht in die Lounge Bar.
I mean...wow.

Miles Davis - Concierto De Arranjuez

Die Bedeutung des Siezens

Neulich wurde ich auf ein Blog aufmerksam wo ich etwas hängengeblieben bin obwohl es gar nicht meine Art ist. Mir geben die meisten Blogs nichts. Manchmal reicht es schon die sinnlosen Header in der Timeline von Twoday zu lesen um abgeschreckt zu werden. Aber bei dieser Bloggerin blieb ich hängen und las oberflächlich ein wenig mit. Die Themen geben nicht viel, der Stil ist gut und grammatikalisch gutes Deutsch wird dort auch angeboten wenn man es denn unbedingt möchte. Manchmal sprechen kleinigkeiten einen an, manchmal ist es die gestalltung des Blogs, manchmal die Farbauswahl..layer...whatever.

Die Chefin dort besteht auf das Siezen. Ist klar ihr gutes Recht, sie kann dort auf ihrem eigenen Terrain verlangen was sie möchte. Sie ist dort Gesetz wie ich es wohl hier bin. Es ist ihr Blog aber genau dieses drauf bestehen oder verlangen, schmälert meines Erachtens den Wert des Siezens.

Eine persönliche Geschichte: Während ich in einem Pub in Frankfurt arbeitete, lernte ich eines Abends einen 48 jährigen Universitätsprofessor aus Strassburg. Ein Elsässer. Der Mann hatte ein ruhiges freundliches Wesen, irgendwann am späten Abend eröffnete sich an der Theke ein spontanes Gespräch was mich bis heute nicht loslässt. Nicht oft fühlte ich mich jemandem unterlegen, aber dieser Mann gab mir das Gefühl auf irgendeine bestimmte, von mir nicht definierbare Art und Weise Unterlegen zu sein ohne es wahrscheinlich zu wollen.

Ich, in meiner Ungestümtheit fing an ihn zu duzen, er aber immer sehr freundlich ja sogar begeistert, lachte sprach begeistert über alles und allem, alles was ich ihm an den Kopf warf schien ihn zu interessieren aber er liess sich nie davon abbringen mich weiterhin zu siezen. Er gab mir das Gefühl dass es absolut ok war ihn zu duzen während er sich die Freiheit nahm mich zu siezen. Das wurmte mich. Seine gelassenheit verletzte mich, es kam sogar Schamgefühl auf. Der Mann kam mir vor wie ein zweiter Dostojewski, ein begnadeter Psychoanalytiker. Es dauerte nicht lang und ich fing an ihn zu siezen und er hat nicht mal diese Veränderung kommentiert. Er hatte mich mit ganz primitiven Mitteln geschlagen. Er verlangte gar nichts und überliess die Entscheidung meinem eigenen Respektgefühl und vielleicht sogar Gewissen. Er hat mir um ehrlich zu sein eine Lehre erteilt worum ich ihm heute noch Dankbar bin.

Dieses im Kern schroffe, überhebliche Verlangen nach Siezerei zwischen Menschen die sich nie gesehen haben und vielleicht auch nie sehen werden ist aber anders, wenn sie es von hinter ihren keyboards verlangen, dann bewirkt es in mir genau das Gegenteil. Ich verliere an Respekt. Grade die dieses verlangen, tendieren oft zu Tyrannei, diktatorisches Verhalten, zu kleinkariertes Verhalten, oft auch Kleinmütigkeit. Oft bekomme ich mit wie fremde sich online über zwei Nicks annonym streiten und sich dabei siezen. Gibt es da etwas lächerlicheres in der Cyberwelt? Sie Arschloch, sie! lol

Sie giften sich an, versuchen auf hohem niveau den anderen durch den Dreck zu ziehen und all das durch ein heuchlerisches Siezen. Vergleichbar vielleicht mit dem Verhalten zweier adeliger britischer Generäle aus dem 19ten Jahrhundert während der napoleonischen Kriege:

Sir Arthur Wellesley steht dem Sir Stephen Woodyard gegenüber und schlägt ihm mir der weissen Handschuhe ins Gesicht. "Sir, your turn Sir!" und schon holt Sir Woodyard seine grade ausgezogenen weissen Handschuhe aus und schlägt seinerseits dem Sir Wellesley ins Gesicht.

"Sir do you agree on putting the issue to rest?"
"Yes sir, please feel free to consider this case closed"
"Thank you Sir"
"I thank you Sir. The pleasure was all mine"

Das ist für mich kein erstrebenswertes Verhalten. Dieses versuchen sich gegenseitig mit der Watte den Hals durchzuschneiden ist einfach an lächerlichkeit nicht zu überbieten. Wenn du jemanden den Hals durchschneiden möchtest, dann nimm ein Messer, wenn du es nicht kannst, wenn du es nicht übers Herz bringst, dann lass sprich nie wieder davon seine Kehle durchschneiden zu wollen. Mit mir kämpfen, mich niedermachen wollen und dennoch zu siezen ist absurd. Hat auch nichts mit Respekt oder auf Distanz halten zutun.

Ich habe schon mal Menschen gesiezt wo ich dann nach einer halben Stunde mich dafür gehasst habe diesen nichtsnutzigen Idioten gesiezt zu haben. Ich finde es ist viel erstrebenswerter, sich in der Hinsicht aufzulockern und den Dingen freien Lauf zu lassen, vieles reiht sich von allein ein. Wenn man verkrampft, wird das ganze kontraproduktiv. Ein duzen allein ist noch lange kein Zeichen von Respektlosigkeit oder Aufdringlichkeit und ein Siezen ist genauso noch kein lange kein Zeichen von Respekterweisens und schon gar nicht ein Zeichen von Distanz.
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South Of Zero

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