8
Apr
2012

In den Bergen Teherans



Ich stehe früh auf, der Himmel ist tiefblau, die Berge sehen unglaublich gut und würdevoll aus. Am frühen Morgen, bevor die ca. 3 Millionen Pendler die Stadt bestürmen und verseuchen, sieht man den Berg noch richtig klar, da sieht man aus einer sehr weiten Entfernung teilweise sogar die zartgrüne Fläche am Hand und die schneebedeckten Kuppel. Wenn man pech hat und ein verkehrsreicher Tag anbricht sieht man durch den smog um Mittag herum den Berg schon kaum mehr.

Ich frühstücke mit den Eltern unter dem monoton summenden und beruhigenden Geräuch der Klimaanlage, dann stell ich sie aber aus weil ich glaube dass meine Eltern sich vielleicht erkälten könnten. Das kochende Wasser in Samowar ist zu hören und begleitet unsere Ruhe. Ich entscheide mich dafür allein auf die Achse zu gehen. Ich bestelle ein Taxi, warte bis er kommt und klingelt, ziehe meine Turnschuhe an küsse die Eltern und verlasse das Haus.

Der Taxifahrer fährt mich richtung Velenjak St. direkt nach Norden. Richtung Tochal Berg. Die Luft ist so weich und sie wird immer weicher und kühler je mehr wir uns den Bergen nähren. Ich steig aus und fange an zu laufen. Ich merke dass ich eintritt zahlen muss, also zahle ich und fange an wie einige andere die Strasse nach oben zu laufen. Viele junge Paare, Sportler, Bergleute, Wanderer und Skifahrer nehmen den selben Weg nach oben. Ganz oben kann man nämlich hervorragend Skifahren, herrliche Wasserfälle besichtigen und in den kleinen, meist aus Holz gebauten Restaurants gut essen, was trinken etwas pause machen, sich sogar unter den Nuss- und Feigenbäumen ein wenig hinlegen und bei bedarf Wasserpfeife rauchen.

Ich spaziere weiter, und sehe Busse an mir vorbeifahren, das ist eine Spezielle Linie die für ältere und generell für die da ist, die entweder schon sehr Müde sind oder es einfach nicht schaffen den Berg hoch zu laufen. spezielle Bergsicherheitkräfte sind zurückhaltend anwesend damit in den Bergen keine Straftaten oder Belästigungen stattfinden.

Fast jeder junge Mensch der an mir vorbei läuft hört laut Musik per Handy oder per ipod. Ich komm an einen Paintball Club vorbei. Die Iraner lieben Paintball, ich halte eher wenig davon und lauf weiter hoch. Die Sicht ist jetzt schon gigantisch, wenn ich mich umdrehe sehe ich einen der grössten Städte der Welt unter meinen Füssen, mit der riesigen Fläche und all den Hochhäusern. Bald komm ich an einen kleinen hübschen Wasserfall neben einen kleinen Holzimbiss, ich gehe näher an dem Wasserfall heran und sehe dass jemand dort fotographiert, ein junges Ehepaar sitzt am Wasserfall und schaut zu wie ihr Kleines Kind mit dem eiskalten Wasser spielt und aufgrund der kälte des Wassers immer wieder Grimassen schneidet. Die Eltern lachen, ich lächel und gehe weiter...

Ich entscheide mich für einen kleinen Restaurant und gehe rein, da geht man durch einen kleinen Holztunnel und am anderen Ende glaubt man das Paradies betreten zu haben, schöne lange Holzsofas, Tische und Stühle, der Abhang vor den Füssen, Feigenbäume die Schatten spenden, Menschen die dort rast machen, essen, trinken und rauchen. Ich gehe rein, kaufe eine Dose Alkoholfreies Bier und komme wieder rein, lege mich auf einen der gemütlichen Holzsofas lang und höre den Insekten zu und dem Wind der die Blätter der Bäume in Bewegung setzt und ein angenehmes Geräusch produziert. Ich schlafe ein, tief. Ich stehe auf und schaue auf die Uhr und merke dass ich 3 Stunden geschlafen habe und es mittlerweile Mittag ist. Mir ist Peinlich weil dort normalerweise keiner Schläft, als ich aufstehe und sehe dass der junge Bedienung mich anlächelt gehe ich zu ihm und entschuldige mich dafür, er sagt "absolut kein Problem" und fragt mich ob ich was essen möchte. Das möchte ich jetzt unbedingt, bei der guten Bergluft wird man hungrig. Ich bestelle Reis mit Lammfilet, gegrillte Tomaten, frische Petersilie, Zitrone und Zwibeln. Ich kann mich nicht daran erinnern wann ich das letzte mal das Essen so genossen hätte. Während des essens schaue ich mich ein bisschen um und sehe einen grossen hellen Typen mit einer Glatze und Brille, schickes Hemd und eine beigefarbene Stoffhose, er liest ein Buch von Henning Mankell. Auf Deutsch. Etwas weiter entfernt sitzt ein ebenfalls grosser und gutaussehnder Perser, direkt vor mir sitzt eine hübsche wenn auch etwas pummelige junge Frau und hört Andrea Bocelli aus dem ipod. Der Perser schaut ein paar mal dezent rüber zu der Frau, sie erwidert seine Blicke für einen kurzen Moment und wendet sich dann wieder ab und beschäftigt sich mit dem ipod. Der Typ der Henning Mankell liest, sitzt zwischen den Beiden und ist völlig vertieft in dem Buch, hat sich unterm Tisch die Beine lang gemacht, schaut weder nach rechts noch nach links. Der Perser fängt an ihm etwas zuzuflüstern. Der Deutsche wendet den Blick vom Buch ab und schaut ihn an und lächelt, langsam entwickelt sich eine gute Unterhaltung zwischen den Beiden, natürlich auf englisch. Ich muss kräftig lächeln wenn ich höre wie typisch der deutsche englisch spricht. Sein Englisch ist gut, er ist wirtschaftsvertreter aus Nürnberg aber sein Akzent ist absolut unverkennbar (Th=S!).

Während der Perser mit ihm spricht merke ich aber dass er immer wieder die Frau anguckt, ich merke warum er das Gespräch auf Englisch angezettelt hat. Er wollte die Frau beeindrucken, nach dem Motto schau wie gut ich englisch spreche. Das ist dort oft ein kleines Zeichen davon dass man im Ausland lebt und das bedeutet für viele Frauen gleich ein Zeichen der Hoffnung. Sein Englisch ist gut. Aus den Gesprächen mit dem Deutschen höre ich heraus dass der Perser in "Vancouver, Canada" lebt. Der Deutsche hat das Buch längst bei seite gelegt, er ist ja fast schon ein Schwätzer denk ich mir. Der erste Eindruck von ihm sagte mir ganz was anderes. Das Telefon der jungen Frau klingelt; es ist der Freund der sie verlassen und verletzt hat, sie hat ein so trauriges Gesicht und fragt ihm leise "Warum", es ist offensichtlich dass sie ihn gerne wieder haben möchte, sie möchte dabei aber auch würde bewahren, er ist aber wohl etwas abweisend. Sie verabschieden sich von einander, sie legt auf und zieht mit der Zeigefinger ganz leicht an dem Augenrand entlang während sie mit der anderen Hand das iPod bedient. Der Perser kapiert dass es hier nichts zu holen gibt und konzentriert sich nur noch auf dem Deutschen der sich mittlerweile Warmgelabert hat. Er scheint ein sympathischer und interessierter Mensch zu sein, das interessiert mich aber nicht weiter weil ich gut gegessen habe und wieder runter möchte. Ich bezahle und mach mich wieder Richtung down town...


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